Wo kommt eigentlich der ganze Schleim im Hals her?
Schleim im Hals, Reizhusten, Kloßgefühl, Frosch im Hals, belegte Stimme, Räusperzwang… das sind nur viele Empfindungen, die häufig in der Sprechstunde beklagt werden. Während es bei einem akuten Infekt aufgrund entzündeter Schleimhaut fast immer zu einer vorübergehenden Verschleimung kommt, kann festhaftendes Sekret im Rachen vielfältige Ursachen haben und nicht immer ist es leicht, die genaue Ursache festzustellen und entsprechend zu behandeln.
Zunächst ist Schleim etwas ganz normales und sinnvolles. Schleimhaut heißt so, weil sie eben diesen in den sogenannten Becherzellen bildet. Er fungiert als Schutzfilm, der Partikel bindet und Richtung Speiseröhre abtransportiert. Das Gefühl zuviel Schleim im Rachen zu haben resultiert in der Regel nicht an einer Mehrproduktion der Zellen, sondern ist Folge eines gestörten Abtransportes. Er ist zäh, weil die Flimmerhärchen ihn nicht richtig transportieren.
Das kann vielerlei Gründe haben, jedoch nicht immer läßt sich eine Ursache herausfinden. Trotzdem möchte ich zu den häufigsten Differentialdiagnosen und ihren typischen Begleiterscheinungen ein paar Hinweise geben. Vielleicht fühlt sich der eine oder andere angesprochen und findet leichter zur Ursache seiner spezifischen Beschwerden.
Häufige Ursachen einer Verschleimung im Rachen
Chronische Nebenhöhlenentzündung
Der sogenannte „postnasal drip“ beschreibt einen Sekretfluss aus der hinteren Nase erst in den Nasenrachen, dann in den unteren Rachenbereich und ist ein typisches Symptom einer chronischen Nebenhöhlenentzündung. Im Gegensatz zur akuten Nebenhöhlenentzündung, die meist mit Schmerzen, akut verstopfter Nase und Absonderungen aus der vorderen Nase einhergeht, führt die chronische Nebenhöhlenentzündung zu meist viel diskreteren Symptomen. Oftmals können typische Symptome auch fehlen, so dass eine chronische Sinusitis auch oft verkannt wird. Zu diesen Symptomen gehört eben dieser postnasal drip, der Schleim im Rachen, der auch zu Reizhusten, Kloßgefühl und Räusperzwang führen kann.
Zu weiteren Symptomen der chronischen Nebenhöhlenentzündung gehören ein gestörtes Geruchsempfinden, was mal besser und mal schlechter sein kann und oftmals ein komischer oder unangenehmer Geruch in der Nase. Auch wiederkehrende Kopfschmerzen, eine häufig verstopfte Nase und die Neigung zu Schnupfen und akuten Nebenhöhlenentzündungen gehören dazu. Im Rahmen des sog. Sinubronchialen Syndroms kommt es zu Entzündungen der Bronchien durch den abfliessenden Schleim mit chronischem produktiven Husten.
Meist entstehen chronische Entzündungen der Nebenhöhlen durch einen verschleppten Schnupfen bei gleichzeitig enger Anatomie, d.h. engen Nasenhaupthöhlen, einer schiefen Nasenscheidewand oder vergrößerten Nasenmuscheln. Ist die Belüftung der Nase aufgrund schmaler Verhältnisse eingeschränkt, ist die Nase manchmal nicht in der Lage einen Infekt suffizient abzuwehren, so dass Schleimhautschwellungen im Bereich der tiefen Nasenabschnitte verbleiben können, welche sich dann zu einer chronischen Entzündung der Nasennebenhöhlen auswachsen können.
Chronische Mundatmung
Wenn die Nase immer verstopft ist, wie es zum Beispiel bei einer schiefen Nasenscheidewand (Nasenseptumdeviation), vergrößerten Nasenmuscheln oder chronisch-entzündlichen Prozessen im Bereich der inneren Nase mit Trockenheit und Borkenbildung, kann die Nase ihrer Befeuchtungsfunktion nicht so gut nachkommen, da sie schlichtweg durch eine häufigere Mundatmung übergangen wird.
Denn wir sind eigentlich Nasenatmer. Die Nase wärmt, filtert und befeuchtet die einströmende Luft, bevor sie in die tiefen Atemwege gelangt. Gerät trockene Luft unter Umgehung der Nase direkt in den Hals, so kann sie dort zu trockenen Schleimhäuten führen. Die Folge ist eingedicktes Sekret, was als Verschleimung wahrgenommen wird. Eine verlegte Nase ist anatomisch bedingt (Schiefstand der Nasenscheidewand, Nasenpolypen, vergrößerte Nasenmuscheln, s. auch oben) oder die Folge einer (unerkannten) Allergie (s.u.). Findet man keine spezifische Ursache handelt es sich bei einem nachgewiesenen Reizzustand in der Nase um oft um eine sogenannte nasale Hyperreaktivität, d.h. einen Reizzustand mit Schwellung ohne spezifischen Grund. Hierbei kommt es zu einer erhöhten Reizbarkeit der Nasenschleimhäute. Diese Patienten reagieren auf Luftschadstoffe in Innenräumen oder der Aussenluft (Feinstaub), Tabakrauch oder flüchtige organische Substanzen (VOC, z.B. Lösemittel-Ausdünstungen).
Darüber hinaus kann eine erhöhte Reizbarkeit hormonell bedingt (Schwangerschafts-Rhinitis, Rhinitis gravidarum) oder durch Gerüche, Medikamente, chronischen Nasenspraygebrauch (Rhinits medicamentosa) oder Alkoholgenuss verursacht sein. Bei einer vasomotorischen Rhinitis kommt es zu typischen Beschwerden beim Kaltwarm-Wechseln, heißen Getränken oder Speisen oder stark gewürztem Essen; hier tritt zur behinderten Nasenatmung jedoch auch meist ein Fließschnupfen auf.
Manchmal ist es auch ganz trivial und ein Schnupfen ist nicht richtig abgeheilt und chronifiziert, insbesondere bei mehreren viralen Schnupfen hintereinander. Dies nennt man idiopathische Rhinitis. Typisch ist eine nach Abheilung der akuten Beschwerden bleibende Nasenatmungsbehinderung.
Eine Besonderheit ist das sog. NARES-Syndrom (non allergic rhinits with Eosinophilen-Syndrom). Dabei handelt es sich um einen ganzjährigen Schnupfen mit einer Allergie ähnlichen Symptomen. Allergietests und Blutuntersuchungen bleiben unauffällig, jedoch findet man in der Nasenschleimhaut erhöhte Zahlen an sog. Eosinophilen Granulozyten: weiße Blutkörperchen, die sich bei allergischen Erkrankungen in den entzündeten Schleimhäuten bzw. Geweben finden. Oftmals findet man in der Nasenendoskopie auch Nasenpolypen (Polyposis nasi).
Nicht immer ist eine behinderte Nasenatmung offensichtlich. Während tagsüber die Nase frei sein kann, kann dies nachts ganz anders sein. Insbesondere die Nasenmuscheln schwellen nachts in Flachlage gerne an und behindern den Nasenluftfluß. Dann öffnet sich zwangsläufig der Mund und während der Nachtruhe von üblicherweise 6-8 Stunden kann der Rachen dann austrocknen. Die Betroffenen schnarchen oft und brauchen meist neben dem Bett eine Wasserflasche. Diese Konstellation ist typisch für vergrößerte untere Nasenmuscheln.
Verbessert man die Nasenatmung z.B. durch Anwendung antientzündlicher / abschwellender Sprays oder durch einen Korrektureingriff, kann dies zu einer deutlichen Besserung der Trockenheit und Verschleimung im Rachen beitragen (s.u.).
Daneben gibt es alternativmedizinische Ansätze. Hierzu gehört die Behandlung mit naturheilkundlich erprobten Wirkstoffen wie Kurkuma- oder Oregano-Öl, Akupunktur oder die Darmsanierung. Diese Behandlungen können schulmedizinische Behandlungsmaßnahmen insbesondere bei chronischen Verläufen ergänzen.
Allergische Erkrankungen
Eine Inhalationsallergie, also eine Allergie auf inhalative Allergene (Pollen, Tierepithelien, Hausstaubmilben, Schimmelpilzsporen) kann zu einem ständigen Reizzustand der Rachen-, Kehlkopf- und Nasenschleimhäute führen. Dementsprechend kommt es oft zu vermehrter Schleimbildung mit oft veränderter Konsistenz. Dies ist manchmal das einzige Symptom und insbesondere für ganzjährige Allergene (Hausstaubmilben, Schimmelpilze in den Innenräumen und Tierhaare) typisch. Während betroffene Patienten eine Pollenallergie auch ohne den Nachweis eines Allergietest meist selbst diagnostizieren, da die Beschwerden saisonal und meist mit zusätzlichen Symptomen wie Fließschnupfen und Augensymptomen auftreten, sind die Symptome einer Hausstaubmilbenallergie meist nicht so offensichtlich. Bei verstärkten Beschwerden in den Wintermonaten, zusätzlich verstopfter Nase, Reizhusten und einem Reizgefühl im Rachen sollte daher an eine Hausstaubmilbenallergie gedacht werden und ein Allergietest veranlasst werden.
Magensäure-Reflux in den Rachen
Ein häufig unerkannte Ursache für einen chronischen Reizzustand im Rachen mit nachfolgender Verschleimung ist das Zurückfließen von Magensaft/ Magensäure in den Rachen (lat. refluere – zurückfließen). Normalerweise ist der Rachen vor Magensäureangriffen über drei physiologische Engstellen in der Speiseröhre vor einem Magensäurerückfluss geschützt. Jedoch schließt bei manchen Patienten die unterste und wichtigste Engstelle nicht suffizient. Das ist beim Vorliegen eines Zwerchfellbruches (Hiatushernie) der Fall, bei der Teile des Magens in den Brustraum oberhalb des Zwerchfelles rutschen. Betroffene Patienten sind besonders von einem Reflux betroffen, da das Zwerchfell als der wichtigste Magenschließer nach oben angesehen wird. Je nachdem wohin die Säure retrograd fließt, unterscheidet man einen gastroösophagealen Reflux (Magen –> Speiseröhre) von einem pharyngolaryngealen Reflux (–> Rachen/ Kehlkopf). Letztere Patienten beklagen neben der Schleimbildung im Rachen typischerweise einen Räusperzwang, Reizhusten, Kloßgefühl, Stimmveränderungen bzw. Heiserkeit.
Wenn die Patienten über Sodbrennen klagen fällt es oft leicht die entsprechende Diagnose zu stellen, da die Symptome dann hinweisend sind. Oftmals findet man bei der Endoskopie auch typische Veränderungen im Schleimhautbereich hinter dem Kehlkopf, im unteren Schlundbereich, die auf einen laryngopharyngealen Reflux schließen lassen. Schwieriger wird es, wenn es sich um einen sog. stillen Reflux handelt, bei dem weder typische endoskopische Zeichen zu finden sind, noch die Patienten hinweisende Symptome wie saures Aufstossen oder Sodbrennen zeigen.
Altersbedingte Verschleimung
Die Flimmerhärchen, medizinisch Zilien, degenerieren altersbedingt, d.h. die Transportkapazität der Flimmerhärchen nimmt ab. Aus vielen kleinen Schleimtöpfchen werden größere Ansammlungen von Schleim, der dann schwerkraftbedingt den Rachen herabfließt und als solcher wahrgenommen wird. Mit anderen Worten: ab einem gewissen Lebensalter ist eine Verschleimung und trockene Schleimhäute schon fast als normal anzusehen.
Hinzu kommt, dass auch die Nasenschleimhaut altersbedingten Veränderungen unterliegt. Bei der senilen Rhinitis (Alterstriefnase, Alterstropfnase) kommt es zu einem wässrigen Dauernaselaufen, was die Symptome im Rachen zusätzlich verstärken kann. Leider gibt es keine kausale Behandlungsmöglichkeit.
Erkrankungen der tiefen Atemwege / Lunge
Schleim im Rachen kann in manchen Fällen auch von unten kommen, d.h. aus den tiefen Atemwegen hochgeräuspert bzw. hochgehustet werden. Dies kommt zum Beispiel bei der COPD, der chronischen Bronchitis und sog. Bronchiektasen vor. Aber auch ein (allergisches) Asthma wird manchmal erstmals nur mit einem Reizhusten und Veschleimungsgefühl symptomatisch.
Toxisch-irritative Reizzustände des Rachens
Hier sei an erster Stelle das Rauchen genannt. Aber auch häufiges berufs- oder hobbybedingtes Inhalieren von Stäuben ohne Schutzmaske (Schreinerarbeiten, Schleifarbeiten) bzw. Dämpfen kann zu einer gestörten mukoziliären Clearance führen.
Mechanisch-irritative Reizustände des Rachens
Eine mechanische Beanspruchung der Schleimhäute während des Schlafes kann durch Schnarchen entstehen. Wenn über die gesamte Schlafdauer starke Vibrationen zu ständiger Bewegung der Schleimhäute führen, kann dies ebenfalls in eine vermehrte Schleimproduktion münden. Kommt zum Schnarchen noch ein Unterdruck hinzu (obstruktive Schlafapnoe) können sich die Beschwerden noch verstärken. Hierbei kommt es zu einem Ansaugen der Schleimhäute des Rachens, der Zunge und des Gaumensegels gegeneinander, was die Irritationen verstärken kann.
chronisch-idiopathischer Husten
Sind alle diagnostischen Möglichkeiten (siehe nachfolgend) ausgeschöpft und läßt sich trotz intensiver Abklärung von den o.g. Differentialdiagnosen keine Ursache für die Beschwerden finden, handelt es sich wahrscheinlich um einen chronischen-idiopathischen Husten. Beim CIC (chronic idipathic cough) ist die Reizschwelle im Rachen herabgesetzt, an sich nicht reizende Irritationen führen dann schon zu Symptomen, der bei einem Patienten ohne erniedrigte Reizschwelle keine Beschwerden macht. Dabei besteht beim CIC nicht nur eine erniedrigte Hustenschwelle sondern auch das Gefühl von festsitzendem Schleim. Der CIC entwickelt sich häufig aus einem Atemwegsinfekt heraus. Die zugrundeliegende Pathologie des chronischen idiopathischen Hustens ist leider noch nicht nicht ausreichend erforscht.
Chronifizierte Beschwerden bei längerem Bestehen ursprünglich akuter Symptomatik
Oftmals ist es auch so, dass ein ursprünglich akutes Problem im Hals (zB Infekt) chronifiziert, obwohl die eigentliche Erkrankung schon längst abgeklungen ist. Das ist insbesondere der Fall, wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestanden oder mit bedrohlich wirkenden Symptomen (zB mit Atembeschwerden, Stimmveränderungen, Abhusten von Blut, Engegefühl) einhergingen. Selbst kann man den unteren Rachen nicht untersuchen und hineinsehen und schnell werden schreckliche Differentialdiagnosen im Internet gegoogelt, was die Sorge um ein gesundheitliches Problem nicht besser machen. Diese Konstellation führt dann oft dazu, dass der natürlicherweise im Hals vorkommende Schleim (der Rachen ist mit SCHLEIMHAUT) ausgekleidet, als zu reichlich oder zu zäh wahrgenommen wird. Und je länger die Beschwerden bestehen, desto mehr verfestigt sich der Focus auf den Hals, obwohl die Erkrankung, die ursprünglich zu den Beschwerden geführt hat, längst abgeklungen ist.
Um eine solche Chronizifierung zu verhindern kann ich nur empfehlen, Halsbeschwerden von Beginn an abklären zu lassen um eine angstgetriggerte Verselbstständigung der Symptomatik zu verhindern.
Welche diagnostischen Möglichkeiten hat der HNO-Arzt?
Hält ein Reizhusten oder ein Räuspern an, sollte dies medizinisch abgeklärt werden. Zunächst untersucht der HNO-Arzt die Nase und den Rachen gründlich auf Entzündungen. Findet sich kein spezifischer Hinweis auf die Ursache kann bei V.a. Vorliegen einer Entzündung ein Abstrich auf Keime oder Pilze entnommen werden.
Auch die Nebenhöhlen sollten untersucht werden, da hier oft chronisch-entzündliche Prozesse schlummern können. In der Praxis geschieht dies üblicherweise mit dem Ultraschall. Sprechen die Symptome für eine chronische Entzündung im Bereich der Nebenhöhlen kann bei unklarem oder unauffälligen Ultraschallbefund eine bildgebende Diagnostik mittels Nebenhöhlen-CT oder MRT veranlasst werden: hier sind die Nebenhöhlen dreidimensional abgebildet und auch die kleinste Entzündung kann entdeckt werden.
Bleibt der Befund weiter unklar, kann ggf. bei V.a. Vorliegen eines Refluxes eine sogenannte oropharyngeale pHmetrie durchgeführt werden. Hierbei wird mit einer speziellen Sonde der pH-Wert im Rachen über 24 Stunden gemessen werden. Niedrige pH-Werte (sauer) sprechen für einen Reflux.
Besteht der Verdacht auf eine Allergie wird der HNO-Arzt bzw. Allergologe in der Regel zuerst den Haut-Prick-Test durchführen. Dabei wird jeweils ein Tröpfchen Allergen auf den Unterarm aufgetragen und vorsichtig angeritzt. Nach ca. 20 min kann das Ergebnis abgelesen werden. Üblicherweise testet man die häufigsten Aeroallergene wie Baum- und Gräserpollen, Kräuterpollen, Schimmelpilzsporen, Hausstaubmilben sowie ausgewählte Tierepithelien. Manchmal ist das Ergebnis unklar, so dass eine Blutuntersuchung (RAST-Test) angeschlossen werden kann. Inzwischen ist es sogar möglich, ein ausführliches Sensibilisierungsprofil mit nur einem ml Blut zu erstellen (ALEX-Test). Bei Verdacht auf eine allergische Erkrankung der unteren Atemwege (allergisches Asthma) können weitere Untersuchungen wie die Spirometrie (Lungenfunktionsprüfung) oder FeNO-Test veranlasst werden.
Bei Schnarchen kann eine sog. kardiorespiratorische Polygraphie (kleines Schlaflabor) veranlasst werden. Diese Untersuchung gibt Aufschluss über ein bisher nicht erkanntes Schnarchen, aber vor allem ob es zu Atemaussetzern im Schlaf kommt. Die Untersuchung wird ambulant durchgeführt, Sie bekommen das Messsystem mit nach Hause und legen es über Nacht an.
Sollte sich kein behandlungsbedürftiger Focus im HNO-Bereich zeigen überweist der HNO-Arzt ggf. zum Lungenfacharzt weiter, sollte ein Hinweis für eine Lungenerkrankung bestehen (COPD, chronische Bronchitis).
Was kann man gegen den Schleim im Hals tun?
Befindet sich die Ursache der Beschwerden im Bereich der Nase, so muss die Therapie hier ansetzen. Wie bereits oben beschrieben kann die Behandlung einer Entzündung der Nase und der Nebenhöhlen sowie ggf. die Verbesserung der Nasenatmung eine Besserung der Verschleimung erbringen.
Medikamentöse Therapie bei verstopfter Nase
Je nach Befund kann der HNO-Arzt meist kortisonhaltige Nasensprays verordnen. Die modernen Sprays werden kaum vom Körper aufgenommen und sind nur lokal wirksam. Ziel ist eine Durchbrechung des Kreislauf aus Entzündung, Schwellung, Sekretstau, schlechter Reinigungsfunktion… es soll im Idealfall ein „Reset“ der Schleimhäute erfolgen. Wichtig ist hierbei, dass die Sprays konsequent und vor allem nicht zu kurzfristig angewandt werden. Ich empfehle in der Regel eine 6-8-wöchige Anwendungsdauer. Es ist auch wichtig zu wissen, dass die Wirkung meist verzögert einsetzt und keine Soforteffekte, wie bei abschwellenden Schnupfensprays (mit den Wirkstoffen Xylometazolin oder Oxymetazolin) erwartet werden können. In Unkenntnis denkt man sich, das Spray helfe ohnehin nicht und nach meist nicht einmal zwei Wochen werden diese wirklich gut wirksamen Sprays oft abgesetzt. Zu kurz!
Ich empfehle meist zusätzlich die Anwendung einer Nasendusche. Die Anwendung vor der Applikation des Nasenspray ist ideal um die Schleimhäute von Stäuben und Schleim zu befreien – man erzielt einen zusätzlichen Reinigungseffekt (was gerade bei einer Verschleimung im Rachen ideal ist, s. auch u.) und die Sprays können effektiver wirken.
Operative Therapie einer behinderten Nasenatmung
Laufen medikamentöse Therapieversuche ins Leere müssen operative Maßnahmen überdacht werden. Bevor man sich einem Eingriff unterzieht, sollten jedoch andere Ursachen für eine Verschleimung ausgeschlossen werden (Sinusitis, s.o., weitere Ursachen, s. unten). Eine Nasenscheidewand-OP kann bei fehlenden Allgemeinerkrankungen ambulant in einer kurzen Vollnarkose durchgeführt werden. Die isolierte Behandlung der unteren Nasenmuscheln (Nasenmuschelverkleinerung per Verödung mittels Radiofrequenzwellen oder Laser) ist nur indiziert, wenn die Scheidewand einen Geradstand zeigt und wird in der Regel in örtlicher Betäubung in der Praxis durchgeführt.
Behandlung eines laryngopharyngealen Reflux
Wurde ein Reflux nachgewiesen, so sollte, sofern noch nicht erfolgt, eine Magenspiegelung erfolgen um das Ausmaß der Entzündung festzustellen und ggf. einen Helicobacer pylori nachzuweisen. Je nach Befund in der pHmetrie bzw. der Magenspiegelung werden vorübergehend oder dauerhaft Säureblocker, sog. Protonenpumpeninhibitoren verschrieben. Generell sollte bei Reflux eine spezielle Antirefluxdiät eingehalten werden. Hierbei sollten z.B. kohlensäurehaltige Getränke, zuviel Süsses und späte Mahlzeiten vermieden werden. Frisch angesetzter Ingwertee kann bei Reflux lindernd wirken, manche Patienten reagieren allerdings gegenteilig darauf, so dass man dies ausprobieren muss.
Oft kommt es nachts zu einem Reflux wenn der Körper in seiner horizontalen Lage rein physikalisch einen Rückfluss erleichtert.. Dann sollte das Kopfteil des Bettes angestellt werden und ggf. ein Schlafapnoesyndrom ausgeschlossen werden. Bei diesem kommt es durch Engstellen im Rachenbereich zu Atempausen, die zu einem Unterdruck im Brustkorb führen, was wiederum Reflux begünstigen kann.
Generell ist die Behandlung eines laryngopharyngealen Reflux langwierig. Die Effekte auf die Rachensymptome stellen sich meist erst nach längerer und vor allem konsequenter Behandlung ein.
Behandlung einer Schlafapnoe bzw. obstruktiven Schnarchens
Je nach Ausprägung des Schnarchens bzw. der Schlafapnoe stehen verschiedene Therapie-Optionen zur Verfügung. Sie reichen von Gewichtsabnahme über Schienen, die den Unterkiefer und damit den Zungengrund nach vorne ziehen (Unterkieferprotrusionsschiene), bis hin zur Maskentherapie und operativen Verfahren. Weitere Informationen zur Behandlung finden Sie auf der Unterseite zur Schlafapnoe / Schnarchen.
Medikamentöse Therapien
Wirksame medikamentöse Therapien sind Gegenstand intensiver Forschung. Sie zielen aktuell auf eine Reduktion der Hypersensitivität im Rachen. Hierzu gehören die Wirkstoffe Gabapentin, Pregabalin (Lyrica), Amitryptilin, Duloxetin. Bisher gibt es keine belastbaren Daten zur Wirkung, bei einigen Patienten ließ sich jedoch eine Besserung der Beschwerden erzielen. Der Einsatz der genannten Präparate ist für diese Indikation „off label“ im Sinne eines sog. Heilversuches, das bedeutet, dass sie außerhalb der üblichen Indikation verordnet werden. Somit besteht auch kein Anspruch auf Kostenerstattung durch die Krankenversicherung.
Antitussiva, die sich vom Kodein ableiten, sollten nur bei akutem Husten eingesetzt werden, da die Nebenwirkungen (insbesondere Verstopfung) und Abhängigkeitspotential einer dauerhaften Anwendung entgegenstehen. Sie sind daher bei chronischen Rachenbeschwerden mit Schleimgefühl, Reizhusten und Räusperzwang nicht indiziert.
Weitere Tipps
Primäre Entzündungen des Halses sollten natürlich grundsätzlich behandelt werden. Unterstützend sollte auf eine ausreichende Befeuchtung der Rachenschleimhäute geachtet werden – hierzu gehört vor allem eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme.
Lutschtabletten mit Salbei oder Isländisch Moos, Inhalationen, Spülungen mit Salzwasser (wie bei der Nasendusche) oder lauwarm verdünntem Apfelessig können ebenfalls helfen. Weiterhin gibt es in der Apotheke pflanzliche Präparate, welche die mukoziliäre Clearance, also die Transportkapazität der Zilien, verbessern. Milchprodukte verstärken eine Verschleimung und sollten vermieden werden. Selbstverständlich sollte ggf. das Rauchen aufgegeben werden.
Sind die Beschwerden in den Wintermonaten besonders ausgeprägt ist meist die trockene Heizungsluft die Beschwerden fördernd. Dann helfen Luftbefeuchter oder ein nasses Handtuch, was im Schlafzimmer auf die Heizung gelegt wird.
Lassen Sie Ihre Beschwerden rechtzeitig fachärztlich abklären um einer Chronifizierung vorzubeugen (siehe oben). Oftmals führt alleine das Wissen, dass alles in Ordnung ist und kein pathologischer Befund vorliegt, zu einer raschen Beschwerdelinderung.
Wie Sie lesen kann Schleim im Hals vielfältige Ursachen haben, die meist harmlos sind, jedoch bei längerem Andauern abklärungsbedüftig sind.