Neues aus der Hörgeräteindustrie

Das Mooresche Gesetz besagt im wesentlichen, dass sich die Prozessorleistung alle zwei Jahre verdoppelt. Neben den Smart-Watches, die ja im Wesentlichen Minicomputer am Handgelenk darstellen, ist auch die neue Hörgeräte-Generation ein praktisches Beispiel hierfür.

Die Geräte werden immer ausgefeilter, ich empfinde sich fast als Lifestyleprodukte und fünf Jahre (dies ist der Zeitraum, nach welchem die Krankenkasse in der Regel neue Hörgeräte bezuschussen) sind in diesem Zusammenhang eine wahnsinnig lange Zeit.

Grund genug auf die aktuellen Neuerungen kurz einzugehen um sich ggf. für ein (neues) Hörgerät zu entscheiden.

  • Die automatische Erkennung der Hörumgebung gibt es ja schon länger (z.B. für Restaurantbesuche, Theater, Straßenverkehr, Kino, Bahnhof) nun kommt aber die KI, die künstliche Intelligenz ins Spiel: Konversationsanalyse. Anhand der Reaktionszeit anderer Sprecher auf das Gesagte des Hörgeräteträgers kann das Gerät entscheiden, welche Sprecher am Gespräch beteiligt sind und welche nicht – letztere werden dann unterdrückt. Die Verstärkung wird dann auf den aktiven Sprecher ausgerichtet.
  • Sturzerkennung: analog den Apple-Geräten können Hörgeräte wie Fitnesstrack-Uhren die Bewegungen des Hörgeräteträgers erkennen und damit bei abruptem Stoppen einen Sturz melden.
  • Übersetzungsfunktion!
  • Reduzierte Handlinggeräusche (beim durch-die Haare-Streichen, Brille aufsetzen)
  • Noch längere Akkulaufzeiten, bis zu 50 Std.
  • App-Bedienung
  • Anrufannahme durch Doppeltippen aufs Ohr/Hörgerät
  • Fernanpassung: Einstellung der Geräte durch den Akustiker ohne für Folge-Termine ins Hörakustik-Geschäft gehen zu müssen.

Einige Features sind nun schon lange Standard. Dazu gehören unter anderem automatische Störgeräuschunterdrückung, das automatische Verbinden der Geräte mit dem Handy – der Hörgeräteträger bekommt die Stimme des Anrufers direkt auf die Geräte gesendet (sog. Telefonspule, funktioniert auch mit anderen bluetoothfähigen Geräten, zB zum Musikhören beim Sport), Wasserdichtigkeit nach IP68, Ladeschalen und vieles mehr! Das die Geräte auch immer kleiner werden (siehe nochmals das Mooresche Gesetz) brauche ich wohl nicht explizit erwähnen.

Und wie heisst es so schön, die Geräte sind immer nur so gut wie der Akustiker, der sie einstellt. Ich kann daher nur empfehlen, sich für die Versorgung Zeit zu nehmen und die Bedürfnisse ausgiebig mit dem Akustiker zu besprechen. Es gibt unendlich viele Einstellmöglichkeiten. Um diese optimal auszuschöpfen ist es sinnvoll die Hörgeräteversorgung bei nachgewiesener Schwerhörigkeit nicht ewig rauszuziehen… je jünger das Gehirn des Schwerhörigen, desto diffiziler und individueller kann die Programmierung der Geräte erfolgen, damit sich die Geräte optimal im Alltag nutzen lassen und der Hörkomfort maximal ist. Go for it!

Hinweis: die Informationen sind der Zeitschrift „Spektum Hören“ 6/2023 entnommen, vielen Dank an die Redakteure A. Facius und Prof. Tchorz.

Zweiter Hinweis: mir ist kein Gerät bekannt, was all die oben genannten Neuerungen vereint. Jeder Hersteller hat seinen eigenen Focus und Entwicklungsambitionen. Ich kann mir aber vorstellen, dass in der Zukunft die o.g. Entwicklungen in jeweils nur einem Gerät vereinbar sind.