Mein Kind hat Polypen! Hat es eine Krake im Hals?

Was sind eigentlich Polypen?

Kindliche Polypen sind glücklicherweise keine im Hals und Rachen eingenisteten Tiere (Krake), obwohl man bei Kleinkindern in der Nase schon so einige Kuriositäten, wie z.B. Knöpfe oder Legosteine finden kann :-). Die gemeinhin Polypen genannten Wucherungen befinden sich auch nicht in der Nase, sondern im Nasenrachen, also hinter der Nase im oberen Anteil des Rachens.

Der medizinisch korrekte Ausdruck ist daher Rachenmandel oder Adenoide Vegetationen. Der Begriff kommt daher, dass die Adenoide vergrößert wie kleine Polypen aussehen. In Wahrheit sind sie ein unregelmäßiges Pölsterchen aus lymphatischem Gewebe, also Abwehrgewebe.

Zn Adenotomie, Polypen bei Kindern
aus: Kinderärztliche Praxis, Heft 1, 2014 Jahrgang 85

Dieses Gewebe kommt auch in den Mandeln und versprenkelt im gesamten Rachenraum vor. Das polypenartige Aussehen dient der Oberflächenvergrößerung, so dass das Abwehrgewebe eine größere Fläche bietet um Keime zu bekämpfen. Während die Mandeln die Wächter im Bereich des Mundrachens sind und durch den Mund eingeatmete Bakterien, Viren und Pilze abfangen, ist die Rachenmandel der Wächter hinter der Nase und fängt die Keime ab, die über die Nase eingeatmet werden.

Kindliche Polypen dürfen nicht mit den Polypen Erwachsener verwechselt werden. Letztere sind chronisch entzündlicher Natur und kommen bei chronischer Nebenhöhlenentzündung vor. Sie befinden sich ausschließlich in der Nase bzw. den Nebenhöhlen.

„Die Polypen“ sind also ein Gewebe, was bei allen Kindern vorkommt und es damit physiologisch ist. Das heißt das Vorhandensein von Polypen ist zunächst was ganz Normales und es geht nur dann um eine Entfernung der Polypen, wenn diese zu groß werden und dann gesundheitliche Störungen nach sich ziehen können:

Wann machen die Polypen Probleme?

Viele Mütter kennen Kinder von Freunden und Bekannten, die „an den Polypen“ operiert werden müssen. Warum ist das manchmal notwendig?

Wie oben erwähnt ist das Gewebe der Rachenmandel Abwehrgewebe, lymphatisches Gewebe. Hier werden Teile des Immunsystems aufgebaut, denn die B-Zellen in diesem Gewebe bilden hier die Antikörper gegen die Keime, mit denen das Kind Kontakt hatte. Beim nächsten Kontakt können diese gebildeten Antikörper dann vom Immunsystem direkt abgefangen werden.

Das Immunsystem kleiner Kinder ist in den Kleinkindjahren besonders aktiv, denn in dieser Zeit wird es mit Viren und Bakterien aus Krippe und Kindergarten überschüttet und muss sich quasi „aufstellen“. Diese Aktivität kann sich in einer deutlichen Größenzunahme der Polypen äußern – dann kann die Rachenmandel Probleme machen. Daher haben Babies / Säugling in der Regel keine vergrößerten Adenoide, es sei denn sie sind früh in einer Fremdbetreuung oder entsprechend exponiert, d.h. Keimen ausgesetzt, wie es z.B. bei älteren Geschwisterkindern ist, welche regelmäßig Infekte aus dem Kindergarten heimbringen.

Diese sogenannte „stille Feiung“, also der natürliche Aufbau des Immunsystems mit Größenzunahme der Polypen äußert sich zum Beispiel durch (über)häufige Infekte der oberen Luftwege (Schnupfen, Halsentzündung): die betroffenen Kinder können ihre Nase nicht richtig als „Klimaanlage“ benutzen, weil der Luftweg über die Nase komplett verlegt ist. Die Folge ist eine ständige Mundatmung – der Hals bekommt dann auch alles an Keimen ab, weshalb sich Mandelentzündungen häufen können.

Welche Symptome hat ein Kind mit vergrößerten Polypen noch?

Die Kinder fallen aber nicht nur die vermehrte Mundatmung und deren Konsequenzen auf. In schwereren Fällen erkennt man sie allein schon am typischen Gesichtsausdruck (facies adenoidica, „Polypengesicht“), Kieferfehlstellungen (fällt dem Zahnarzt auf), sowie manchmal auch nur durch schlechte Nahrungsaufnahme (Atmen und Essen gleichzeitig ist mühsam!), was bei den U-Untersuchungen dem Kinderarzt auffallen kann, wenn das Kind zu leichtwichtig für das Alter ist. Manche Kinder haben einen vermehrten Speichelfluss (ständiges Sabbern), aufgrund des meist offen stehenden Mundes. Viele Kinder mit vergrößerten Adenoiden schlafen sehr schlecht, überstrecken den Kopf nach hinten um besser Luft zu bekommen und schnarchen stark. Wenn Atempausen von mehr als 5 Sekunden hinzukommen, sollte dies ärztlich abgeklärt werden, da ein obstruktives Schlafapnoesyndrom (Verlegung der oberen Atemwege durch vergrößertes Polypen- und oder Mandelgewebe) der kindlichen Entwicklung schaden kann.

Der häufigste Grund, warum uns HNO-Ärzten Kinder mit Polypen vorgestellt werden, ist jedoch ein eingeschränktes Hörvermögen oder ständige Mittelohrentzündungen. Im Nasenrachenraum befinden sich nicht nur die Adenoide, sondern auch die Eingänge zu den Ohrtrompeten (Eustach´sche Röhre).  Die Ohrtrompete stellt die Verbindung zwischen Nase und Mittelohr dar, ist bei Kindern zwischen 2 und 3 cm lang und ist für eine normale Funktion des Mittelohres mitverantwortlich, da sie für die ständige Belüftung des Ohres zuständig ist.

Kinder neigen schon allein deswegen zu Mittelohrentzündung, weil sie nicht nur vermehrt mit Keimen im Bereich der Nase und des Rachens konfrontiert sind, sondern auch, weil die Eustach´sche Röhre viel kürzer als bei Erwachsenen ist, damit sind aufsteigende Infektionen häufiger. Erschwerend kommt hinzu, dass sie steiler verläuft und eine Belüftung damit ebenfalls erschwert sind. Wenn nun noch die Adenoide den Eingang zur Eustach´schen Röhre auch noch verlegen und als Keimreservoir dienen sind ständige Mittelohrentzündungen vorprogrammiert.

Aber auch die ständige Verlegung der Ohrtrompeten ohne Mittelohrentzündungen kann zu Problemen führen: der ständige Unterdruck im Mittelohr, der dann durch die Ohrtrompete nicht mehr ausgeglichen werden kann führt zur Bildung von Schleim im Mittelohr – das Ohr läuft quasi von innen zu (sog. Paukenerguss). Die Folge ist, dass die im Mittelohr befindlichen Gehörknöchelchen nicht mehr richtig schwingen können und der Schall, der über Gehörgang und Trommelfell eintrifft nicht mehr richtig am Innenohr antrifft – die Kinder hören schlecht. Paukenergüsse machen meist keine Ohrenschmerzen. Wenn so ein Zustand daher über Monate manchmal unbemerkt anhält resultieren auch Sprech- und Sprachprobleme, die Kinder sprechen laut, undeutlich, verwaschen oder haben einen nicht altersentsprechenden Wortschatz. Diese Verzögerung der Sprachentwicklung muss manchmal mühsam bei einem Logopäden wieder aufgeholt werden.

Ich möchte nochmal betonen, dass prinzipiell alle Kinder Polypen haben. Bei manchen Kindern reagieren die Adenoide einfach stärker. Auch können Allergien (z.B. eine Hausstaubmilbenallergie) durch den immunologischen Entzündungsreiz zusätzlich zu einer Schwellung beitragen. Auch sind vergrößerte Polypen in Raucherhaushalten häufiger.

Glücklicherweise führen sie nicht bei allen Kindern zu Krankheitserscheinungen, da z.B. anatomisch mehr Platz im Rachen ist, oder sie trotz einer Vergrößerung aufgrund einer stabilen Immunitätslage nicht unbedingt zu Problemen führen müssen. Dann können sie bleiben wo sie sind. Im Laufe des Schulalters schrumpfen sie mit nachlassender Aktivität wieder etwas und das Volumen des Nasenrachenraumes nimmt durch das normale Wachstum zu, so das relativ gesehen mehr Platz dort ist.

Wie kann man vergrößerte Polypen behandeln?

Man kann versuchen mit lokal wirksamen Maßnahmen (Sprays) und Homöopathika der Polypenschwellung entgegen zu wirken sowie ein Abschwellen im Bereich der Ohrtrompete zu erreichen. Bei sehr engen anatomischen Verhältnissen gelingt dies leider meist nicht. Gute Ergebnisse lassen sich jedoch mit der Behandlung einer möglicherweise zu Grunde liegenden Allergie erzielen. Rauchen sollte zu Hause vermieden werden.

Paukenergüsse lassen sich ab einem bestimmten Alter mit einem sog. Nasenballon behandeln. Dabei bläst das Kind mit einem Nasenloch einen Luftballon auf, wodurch es zum Druckausgleich im Mittelohr kommt. Das andere Nasenloch wird dabei zugehalten. Regelmäßig durchgeführt kann die Anwendung des Ballons eine normale Mittelohrbelüftung, die für einen optimalen Schalltransport durchs Mittelohr essentiell ist, wiederherstellen.

Wenn alles nichts hilft – wieso kann man dann mit der OP nicht warten, bis sie wieder schrumpfen?

Die Indikation zur Operation muss streng gestellt werden. Viele mit den Polypen im Zusammenhang stehende Probleme sind vorübergehender Art und müssen nicht gleich operativ angegangen werden. Ein (medikamentös unterstütztes) Abwarten kann oft die Therapie der Wahl sein. Insbesondere bei sehr kleinen Kindern wartet man ab und beobachtet den Verlauf engmaschig. Der HNO-Arzt untersucht hier insbesondere die Belüftung der Ohren (auf einen Paukenerguss und eine eventuelle Hörschwäche) und behält mögliche Begleiterkrankungen im Auge (z.B. Schlafapnoe, s.o.).

Wenn die Adenoide jedoch trotz adäquater Therapie länger als drei Monate manifeste Probleme machen, sollten sie entfernt werden. Oft sehe ich in meiner Praxis Kinder, bei denen ausgeprägte Beschwerden sogar noch länger bestehen. In diesen Fällen sollte eine Operation bei einem operativ tätigen Kollegen zügig geplant werden.

Hierzu gehören Kinder, die

  • aufgrund von Paukenergüssen bereits Sprachentwicklungsverzögerungen aufweisen (s.o); in diesen Fällen hilft auch eine Logopädie nicht – das Problem ist das Gehör! Da hilft alles Üben nicht.
  • wegen überhäufig vorkommender Mittelohrentzündungen und Mandelentzündungen im Kleinkindalter oft Antibiotika erhalten (bis zu 8 Infekte im Bereich der oberen Atemwege im Jahr sind in diesem Alter noch normal!)
  • bereits im Kleinkindalter beim Zahnarzt durch Gaumenveränderungen und Zahnfehlstellungen auffällig werden. Bei diesen Kindern führt die ständige Mundatmung zu einer Fehllage der Zunge, so dass ein spitzer Gaumen entsteht.
  • Kinder mit Atempausen im Schlaf (kindliches Schlafapnoe-Syndrom); Schnarchen ohne Atempausen allein ist kein Grund die Polypen entfernen zu lassen!
  • Kinder, die zu dünn u/o klein für ihr Alter sind, weil sie bei ausgeprägt behinderter Nasenatmung zu wenig essen.

Wann ist die Operation (Adenotomie, Rachenmandelentfernung) indiziert?

Die ambulant durchgeführte Operation (Adenotomie) ist für die Kinder kaum belastend. Gerne berate ich Sie hierzu ausführlich. Obwohl ich selbst nicht mehr operiere kann ich jedoch auf die Erfahrungen einer jahrelangen operativen Tätigkeit zurückblicken.

Gerade Kinder mit Hörstörungen profitieren von dieser Operation, denn es ist für die Kinder oft sehr frustrierend schlecht zu hören und ein ungerichteter Zorn, von dem manche Eltern berichtet haben, kann nach so einer Operation wieder vergehen! Oftmals machen die Kinder nach einer Polypen-OP einen großen „Sprung“. Und auch bei Sprachentwicklungsverzögerung reichen schließlich oft nur wenige Behandlungen beim Logopäden, um das Versäumte wieder aufzuholen.

Wie läuft die Polypen-OP genau ab?

Die Operation dauert in geübten Händen meist weniger als 15 Minuten. In der Regel darf ein Elternteil mit den Operationssaal und beim Einschlafen des Kindes dabei sein und die Hand halten.  Dann setzt der HNO-Arzt einen sog, Mundsperrer ein, der den Mund des Kindes im Narkoseschlaf offen hält, denn die Polypen werden durch den Mund bzw. Rachen entfernt, nicht durch die Nase, wie oft angenommen wird. Mit einem sog. Ringmesser, wird das vergrößerte lymphatische Gewebe dann aus dem Nasenrachen (oberer Anteil des Rachens, befindet sich hinter dem Gaumensegel) herausgeschabt und entnommen. Hernach wird ein Tupfer mit blutstillenden Medikamenten eingelegt und die Blutstillung abgewartet. Es muss kein Gewebe vernäht werden. Selten blutet es aus kleinen Gefäßen länger als normal, dann wird das blutende Gefäß verschweißt (koaguliert).

Während die Blutstillung abgewartet wird, schaut der Operateur in die Ohren, die, wie oben erwähnt, bei vergrößerten Adenoiden meist mitbetroffen sind. Zeigt sich hier ein Paukenerguss (Flüssigkeit oder fester Schleim im Mittelohr), so erfolgt ein kleines, ca. 2 mm messendes Schnittchen im vorderen unteren Bereich des Trommelfells. Mit einem winzigen Sauger kann der Schleim durch diese Perforation abgesaugt werden, so dass das Trommelfell anschließend wieder frei schwingen kann und die Schallübertragung zum Innenohr gewährleistet ist. Zeigt sich während der Operation, dass das Sekret dünnflüssig ist und keine Sprachentwicklungsverzögerung vorliegt, beläßt man es meist bei diesem kleinen Schnitt, der sich innerhalb weniger Tage wieder von alleine vollständig verschließt. Ist das Sekret aber sehr fest und klebrig (auch Klebstoff-Ohr, Glue-ear genannt), so sollte eine sog. Paukendrainage aus Gold oder Titan in die Perforation eingesetzt werden, um den normal zügigen Selbstverschluss verhindern. Denn in diesen Fällen besteht der Erguss meist schon länger und die Mittelohrschleimhaut hat sich umgebaut – sie bildet nun selbst Schleim. Bei länger bestehenden Paukenergüssen ist dies ein Teufelskreis! Hier ist besonders wichtig, dass die Belüftung von aussen sichergestellt ist, um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, daher fungiert das Paukenröhrchen als Platzhalter. In den meisten Fällen fallen die Röhrchen innerhalb des ersten halben Jahres nach der Operation von alleine aus dem Trommelfell.  Manchmal dauert es bis zu einem Jahr, gelegentlich auch länger. Besteht die Indikation für eine Paukendrainage aufgrund chronischer Ohrprobleme und Hörstörungen ist es meist sinnvoll, dass die Belüftungsröhrchen besser länger als kürzer im Trommelfell verbleiben um diesen Problemen wirksam vorzubeugen. Man kann daher auch sogenannte Langzeit-Röhrchen (T-Tubes aus Silikon) einlegen. Diese fallen nicht von alleine heraus, sondern bleiben so lange im Trommelfell, bis der HNO-Arzt sie schmerzlos entfernt, weil keine Beschwerden mehr zu erwarten sind. Auch nach dem Entfernen der Röhrchen durch den HNO-Arzt bzw. dem spontanen Herausfallen verschließt sich das Trommelfell wieder von alleine.

Sind die Ohren mikroskopisch untersucht und ggf. behandelt, wendet sich der Operateur wieder dem Wundbereich im Nasenrachen zu und kontrolliert diesen auf etwaige Blutungen. Steht die Blutung nach Entnahme des blutstillenden Tupfers ist die Operation auch schon fast zu Ende. Es wird lediglich noch der Mundsperrer entnommen, der Narkosearzt fährt in Absprache mit dem HNO-Arzt die narkotisierenden Medikamente herunter. Das Kind erwacht meist sehr schnell aus der Narkose und wird in den Aufwachraum zu den Eltern gebracht.

Typische Fragen im Zusammenhang mit der Polypenentfernung:

  1. Führt eine Entfernung der Polypen zu einem immunologischen Defizit? Nein! Denn nur das Zuviel an Gewebe wird entfernt, es werden minimale Anteile des lymphatischen Gewebes belassen, damit bleibt auch die Funktion erhalten. Ausserdem befindet sich noch reichlich lymphatisches Gewebe versprenkelt an der Rachenhinterwand, in Form der Seitenstränge, der Mandeln (Tonsillen) und im Zungengrund.
  2. Wieviel Zeit muss ich für den Eingriff meines Kindes einplanen? Der Eingriff dauert nur wenige Minuten. Die Vorbereitung des Eingriffes und die postoperative Überwachung bedarf jedoch einer gewissen Zeit, so dass sie ca. drei bis vier Stunden von Betreten des OP-Zentrums bis zum Verlassen desselben einplanen müssen. Obwohl der Eingriff meist ohne Komplikationen verläuft empfehlen wir ca. 2 Wochen nach dem Eingriff nicht in den Urlaub zu fahren, so dass die ambulante Nachsorge gewährleistet ist. Bei unkompliziertem Verlauf können die Kinder meist schon am übernächsten Tag in den Kindergarten gehen.
  3. Darf mein Kind wegen der Paukendrainagen nicht mehr ins Wasser? Früher hat man das sehr streng gehandhabt, ich persönlich bin in meinen Empfehlungen diesbezüglich großzügiger, schlichtweg deswegen, weil ich keine schlechten Erfahrungen  gemacht habe, wenn ich den Eltern gesagt habe, dass man die Kinder nicht komplett aus dem Wasser fernhalten muss. Die Röhrchen haben einen Innendurchmesser von einem Millimeter, da bedarf es schon einigen Wasserdruckes, dass Wasser ins Mittelohr gerät, gerade weil Wasser ja auch eine Oberflächenspannung hat. Daher halte ich Badewasser mit Zusätzen (Schaumzusätze, Shampoo) auch problematischer als Schwimmbadwasser, da Tenside die Oberflächenspannung herabsetzen. Vom Tauchen im heimischen Schaumbad rate ich daher ab. Gegen Plantschen im Schwimmbad spricht meist nichts. Die meisten Kleinkinder sind nicht die großen Taucher, zumindest kommen sie nicht so tief, dass der Wasserdruck größere Mengen (nur im Ausnahmefall kontaminierten) Badewassers durch das Röhrchen drückt. Natürlich gibt es Wasserratten die mehr mit dem Kopf unter Wasser sind als darüber. Bei diesen Kindern muss man vielleicht ein bisschen mehr aufpassen. In der Regel stellt man eine Infektion aber schnell fest – das Ohr läuft, ist äußerlich verklebt und riecht unangenehm. Dann sind Ohrentropfen sinnvoll, da man über die liegende Paukendrainage ja wunderbar das infizierte Mittelohr behandeln kann. Ohrstöpsel bieten in meinen Augen nur eine falsche Sicherheit. Letztlich kommt es immer auf das einzelne Kind an, daher kann ich nur von meinen persönlichen Erfahrungen berichten, eine generelle Empfehlung kann ich aber nicht aussprechen und rate Ihnen dazu, das Gespräch mit dem Operateur zu suchen, der Ihr Kind kennt und eigene Erfahrungen beisteuern kann.
  4. Ist die Operation komplikationsträchtig? Muss mein Kind eine Nacht im Krankenhaus bleiben? Die Operation ist ein Routineeingriff und mit wenigen möglichen Komplikationen behaftet. Da die Kinder selten nachbluten wird er in der Regel ambulant durchgeführt, d.h. die Eltern können Ihr Kind nach der Operation wieder mit nach Hause nehmen. Bei Vorerkrankungen (Schlafapnoe, Gerinnungsstörungen, bestimmten internistischen Erkrankungen) ist es sinnvoll, dass das Kind eine Nacht überwacht wird, ein Elternteil bleibt während des stationären Aufenthaltes beim Kind. Meist erfolgt die Entlassung nach der Morgenvisite durch den Operateur am Vormittag.
  5. Wachsen die Polypen nach? Aufgrund der Tatsache, dass lediglich das Zuviel an lymphatischem Gewebe entfernt wird, bleibt eine dünne Schicht an Restgewebe im Nasenrachen. Daher können Polypen prinzipiell nachwachsen. Je kleiner die Kinder sind, desto häufiger kommt dies vor, weil bei sehr kleinen Kindern der Aufbau des Immunsystems noch im vollen Gange ist und daher eine Stimulation zu einem Nachwachsen führen kann. Manchmal führen auch andere Ursachen zu einem Nachwachsen. Hierzu gehören Inhalationsallergien (z.B. eine Hausstaubmilbenallergie), die einen entzündlichen Stimulus darstellen können, aber auch Umweltfaktoren, wie Feinstaubbelastung oder Zigarettenkonsum der Eltern. Der Normalfall ist, dass die Polypen nach der Entfernung  im typischen Alter zwischen drei und fünf Jahren NICHT nachwachsen. Die Sorge vor einem möglichen Rezidiv sollte kein Grund sein, bei gegebener medizinischer Indikation, die auch nicht leichtfertig gestellt wird, einen notwendigen Eingriff nicht vornehmen zu lassen!

Welche Kinder sollten zur Abklärung zum HNO-Arzt?

Ich empfehle eine Abklärung beim HNO-Arzt immer bei Problemen mit dem Gehör, der Sprache oder des Sprechens oder letztlich unklaren Beschwerden im Kopf-Halsbereich, wenn der Kinderarzt nicht weiterkommt (z.B. Infektneigung, ständiger Husten, Schlafstörungen). Auch Allergien fördern vergrößerte Polypen. Somit ist eine Vorstellung auch beim Verdacht auf eine Allergie sinnvoll. Insbesondere wenn ein oder beide Elternteile von einer Inhalationsallergie (Heuschnupfen, Hausstaubmilbenallergie, Tierhaarallergie) betroffen sind, ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Allergie dahintersteckt groß.

Unsere Praxis ist auf die nicht-operative Kinder-HNO spezialisiert. Wie bieten sämtliche diagnostischen Methoden im Bereich der Kinder-HNO wie die Hördiagnostik, schonende Allergietests (auch über Blutuntersuchungen) sowie Ultraschall und Endoskopie. Daneben haben wir einen schönen Kinderwartebereich mit Spielsachen, um die nur minimale Wartezeit, kurzweilig zu gestalten. Nach der Untersuchung wartet auf Ihr Kleines eine Belohnung.

Ich habe selbst zwei kleine Kinder, die den Kindergarten besuchen und viel mitbringen. Ich lege daher nicht nur deshalb besonderen Wert auf eine kindgerechte und sorgfältige Untersuchung der Kleinen, sondern insbesondere auch auf die Aufklärung der Eltern. Denn mir als Mutter ist außerordentlich wichtig zu wissen, was genau die Zusammenhänge der Beschwerden meiner Kleinen sind.