Allergiker-Schreck Ambrosia
Ambrosia-Allergie
Man hört wieder ständig im Radio und Fernsehen über sie – die Ambrosie, das Killerallergen aus den USA, der Schreck aller Allergiker. Sie ist jedoch nicht nur für Allergiker relevant, schon das Berühren der Pflanze kann heftige Reaktionen auf der Haut auch bei Nicht-Allergikern hervorrufen. Doch was hat es mit dieser Pflanze auf sich?
Vorkommen, Verbreitung und Blütezeit der Ambrosia
Die Ambrosia-Pflanze (Ambrosia artemisiifolia, auch beifußblättiges Traubenkraut, engl. Ragweed, „Allergiker-Schreck“ genannt) ist ein einjähriges Unkraut, was vor bereits 150 Jahren aus Nordamerika, vermutlich durch Vogelfutter, nach Deutschland eingeschleppt wurde. Besonders verbreitet ist sie in Berlin/Brandenburg und Baden- Württemberg, aber auch in Bayern breitet sie sich weiter aus. Hier sind insbesondere die Autobahn zwischen München und Salzburg, sowie um Regensburg und Bamberg betroffen.
Sie wächst gerne auf Grünstreifen von Autobahnen und Bundesstraßen (vermutlich durch verlorenes, verunreinigtes Futtermittel), unbedecktem offenen Boden wie Brachflächen und unbebauten Grundstücken sowie Gärten in der Nähe von Vogelfutterplätzen. Auch auf Schnittblumen Feldern, wo mit Ambrosia-Samen verunreinigtes Vogelfutter als Saatgut ausgebracht wurde, tritt sie auf. Letztlich muss man aber von einer flächendeckenden Exposition ausgehen, da die Pollen über 100 km weit fliegen können.
Verbreitungskarte Bayern aus 2015
Die Ambrosie blüht lange – von Juli bis Oktober. Die Hauptblüte erstreckt sich jedoch von Mitte August bis Ende September. Das heißt, sie blüht erst, wenn alle anderen allergieauslösenden Pflanzen verblüht sind. Damit verlängert sich die Allergiesaison und damit die Beschwerdezeit der Allergiker um mehrere Wochen.
Warum ist die beifußblättrige Ambrosie so gefährlich?
Zunächst einmal sind ihre Allergene sehr viel stärker, als die der sonst hier heimischen Gewächse. Es ist das stärkste Pollenallergen überhaupt. Hinzu kommt, dass auch die quantitative Allergenbelastung, die von einer Pflanze ausgeht ungeheuer hoch ist: eine einzige Ambrosia-Pflanze produziert über eine Milliarde Ambrosia-Pollen.
Weil ihre Pollen noch dazu extrem klein sind, können sie besonders gut eingeatmet werden und tief in die Bronchien vordringen. Untersuchungen aus den vereinigten Staaten von Amerika zeigen, dass Ambrosia doppelt so häufig Asthma auslöst wie andere Pflanzen.
Nur geringste Pollenmengen reichen aus um allergische Symptome auszulösen: bereits sechs bis zehn Pollen pro Kubikmeter Luft können ausreichen, um Kopfschmerzen, Heuschnupfen-Symptome und Asthma auszulösen, bei Gräsern bedarf es dafür fünfmal so viel.
Besonders gefährdet eine Ambrosia-Allergie zu entwickeln sind Patienten, die auf Beifuß-Pollen reagieren. Ambrosia und Beifuß besitzen ähnliche Bestandteile und weisen eine ausgeprägte Kreuzsensitivität auf.
Auffallend ist, dass auch Menschen auf die Ambrosie reagieren, die bisher noch keine Allergie aufgewiesen haben. Nach Schätzungen von Wissenschaftlern der Universitätsklinik München ist etwa jeder 3. der mehr als zwölf Millionen Pollenallergiker in Deutschland gegen Ambrosia artemisiifolia sensibilisiert. Bei der Hälfte dieser Gruppe treten manifeste Symptome von allergischen Reaktionen auf.
Symptome
Die Allergiesymptome bei einer Ambrosia Allergie ähneln denen eines Heuschnupfen. Da die Allergene aber deutlich potenter als die hier üblichen Pollenallergene sind können die Beschwerden viel heftiger ausfallen. Neben dem üblichen Augenjucken kann es bei einer Ambrosiaallergie auch zu Bindehautschwellung kommen.
Aufgrund der sehr kleinen Pollengröße sind asthmatische Beschwerden überhäufig. Eine Besonderheit stellt die allergische Kontaktdermatitis dar. D.h. der Kontakt der Pflanze mit der Haut kann bereits zu Entzündungen, Rötung und Schwellung der betroffenen Hautstellen führen. Eine Kontaktdermatitis ist jedoch selten.
Kreuzreaktivität zu Beifuß, dessen Blühsaison im Juli / August ist. Außerdem kommen bei Ambrosia-Allergiker Nahrungsmittelallergien (Kreuzallergien) zu Melone und Banane vor.
Was kann man selbst dagegen tun? Wie wird die Ambrosia-Allergie am besten behandelt?
Es ist sehr wichtig allergische Beschwerden ernst zu nehmen und zu behandeln, auch wenn sie sich nur im Bereich der Augenbindehäute, der Nasen- und Rachenschleimhäute bewegen. Ambrosia-Pollen sind wie erwähnt besonders aggressiv, so dass ein Abstieg der allergischen Entzündung in die unteren Atemwege verheerende Folgen haben kann (schweres allergisches Asthma) und unbedingt verhindert werden muss. Eine antiallergische Behandlung kann diesen sog. Etagenwechsel verhindern: damit ist die Verschlimmerung der allergischen Beschwerden gemeint, die an Augen und Nase beginnen und sich bis in die Bronchien fortsetzen können.
Sollten Sie also über allergische Beschwerden klagen, obwohl der eigentliche Pollenflug schon längst vorbei ist, wenden Sie sich bitte an einen Allergologen. Dieser wird eine Allergie mittels Hauttest (Pricktest) und Blutuntersuchung bestätigen oder ausschließen und ggf. eine entsprechende Behandlung einleiten.
Neben der symptomatischen Therapie ist eine Hyposensibilisierung bei nachgewiesener Ambrosia Allergie (also Nachweis einer Allergie in den o.g. Untersuchungen sowie Symptome während der Blütezeit der Ambrosie) dringend anzuraten. Aufgrund der Pollengröße ist die Entwicklung eines Asthmas häufig und muss vermieden werden. Dies ist nur durch eine konsequente symptomatische Therapie mit Antiallergika sowie der Hyposensibilisierung langfristig möglich.
Bei der Hyposensibilisierung wird das Immunsystem schrittweise an das Allergen gewöhnt, so dass es nicht mehr mit überschießender Reaktion antworten muss. Die Hyposensibilisierung kann klassisch mit Spritzen durchgeführt werden oder auch in Form von Tabletten oder Tropfen (präsaisonale Behandlung). In beiden Fällen muss die Allergiebehandlung über drei Jahre durchgeführt werden um einen langfristigen Effekt zu erzielen.
Fazit
Zusammenfassend gilt: je früher der Beginn der Hyposensibilisierung im Krankheitsverlauf, je besser das Ergebnis. Beim beginnenden Asthma (trockener Husten in Saison) unbedingt!
Generell ist das Meiden von Pollen bei einer Pollenallergie schwer. Findet man jedoch Ambrosiapflanzen in seiner unmittelbaren Umgebung, z.B. im Garten, sollte sie mitsamt der Wurzel und Pollenständen herausreißen. Aufgrund der Aggressivität sollte das nur mit Mundschutz und Handschuhen geschehen, Allergiker sollten diese Aufgabe einem Nicht-Allergiker übertragen. Die Pflanze/n anschließend gut in einer Mülltüte verpackt in den Hausmüll geben, nicht in den Kompost. Die Samen der Ambrosiapflanze können über Jahrzehnte überleben und schließlich auskeimen.
Größere Bestände (ab 100 Pflanzen) sollten dem Landratsamt gemeldet werden, das sich dann um die Entsorgung kümmert.
Weitere Informationen, u.a. zu Bekämpfungsmaßnahmen finden Sie auch auf der Seite der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft
Wir können in unserer Praxis in Nürnberg Mögeldorf eine Ambrosia-Allergie diagnostizieren (siehe Allergiediagnostik) und beraten Sie gerne ausführlich zur o.g. Thematik.