Hirnstammaudiometrie – Messung der Hirnströme
Hirnstammaudiometrie (auch BERA)
Bei der BERA (brainstem evoked response audiometry) wird die Leitfähigkeit und -geschwindigkeit und damit die Funktionsfähigkeit des Hörnervs seitengetrennt bestimmt. Ähnlich einer Hirnstrommessung (EEG) beim Neurologen werden mittels dreier Elektroden die Signale der Hörbahn abgenommen. Laufzeitunterschiede zwischen den einzelnen Potentialen bzw. im Vergleich zur Gegenseite können eine Störung in der zentralen Hörbahn, dh. zwischen der Hörschnecke und dem Hirnstamm, anzeigen.
Durchführung
Die Potentiale werden über Hautelektroden abgeleitet, die auf die Haut hinter dem Ohr und der Stirn aufgeklebt werden. Um den Hörnerven zu stimulieren erhalten Sie ein Tongemisch über Kopfhörer. Während der Messung, die zwischen wenigen Minuten, aber auch bis zu einer halben Stunde dauern kann, liegen Sie entspannt auf einer Liege.
Wichtig ist bei der Ableitung der Hirnstammpotentiale, dass Sie möglichst entspannt sind und nicht gedanklich abgelenkt sind, da dies die hörnervspezifischen Signale überlagert, so dass die Messung unnötig lange dauert oder sog. Artefakte die Auswertung erschweren.
Die Hirnstrommessung ist eine einfach durchführbare, objektive und für den Patienten nicht belastende Untersuchung der Hörbahn.
Auswertung
Die Messung liefert eine Kurve typischer Wellen, deren Gipfel die Umschaltung des Hörsignals in den jeweiligen Kerngebieten anzeigen. Sie werden mit den Ziffern JI, JIII und JV bezeichnet (nach dem Erstbeschreiber Jewitt). Dabei werden die Gesamtlaufzeit der Signale und die Abstände zwischen den Wellengipfeln gemessen. Besondere Bedeutung hat die Welle J5, weil diese in der Regel am besten erkennbar ist (sie hat die größte Amplitude) und sie bei Reduktion der Lautstärke am längsten nachweisbar ist.
Interpretation und Aussage
Typische Latenzverzögerungen treten beim Akustikusneurinom (auch Vestibularisschwannom, gutartiger Tumor des Hörgleichgewichtsnerven), beim M. Parkinson, der Multiplen Sklerose oder Infarkten im Bereich des Hirnstammes auf. Dabei ist die Messung sehr sensibel, d.h. Auffälligkeiten zeigen sich in der Hirstammaudiometrie meist schon vor sichtbaren Auffälligkeiten in der MRT-Untersuchung des Kopfes.
Daher ist diese Untersuchung ist u.a. indiziert bei Störungen des Gleichgewichtssinnes (Schwindel), Ohrgeräuschen (Tinnitus), einseitigen Hörstörungen und nach Hörsturz um eine sog. retrocochleäre Hörstörung (Störung "hinter" der Schnecke/Cochlea) aufzudecken.
Disclaimer: die hier angeführten Informationen wurden nach bestem medizinischem Wissen und Gewissen zusammengetragen und die Autorin ist ständig bemüht, das Informationsangebot aktuell und richtig zu halten, jedoch kann hierfür keine Gewähr übernehmen. Stand der Informationen: Januar 2021