Hier finden Sie Blogartikel über allgemeine HNO-Heilkunde

Neues aus der Hörgeräteindustrie

Das Mooresche Gesetz besagt im wesentlichen, dass sich die Prozessorleistung alle zwei Jahre verdoppelt. Neben den Smart-Watches, die ja im Wesentlichen Minicomputer am Handgelenk darstellen, ist auch die neue Hörgeräte-Generation ein praktisches Beispiel hierfür.

Die Geräte werden immer ausgefeilter, ich empfinde sich fast als Lifestyleprodukte und fünf Jahre (dies ist der Zeitraum, nach welchem die Krankenkasse in der Regel neue Hörgeräte bezuschussen) sind in diesem Zusammenhang eine wahnsinnig lange Zeit.

Grund genug auf die aktuellen Neuerungen kurz einzugehen um sich ggf. für ein (neues) Hörgerät zu entscheiden.

  • Die automatische Erkennung der Hörumgebung gibt es ja schon länger (z.B. für Restaurantbesuche, Theater, Straßenverkehr, Kino, Bahnhof) nun kommt aber die KI, die künstliche Intelligenz ins Spiel: Konversationsanalyse. Anhand der Reaktionszeit anderer Sprecher auf das Gesagte des Hörgeräteträgers kann das Gerät entscheiden, welche Sprecher am Gespräch beteiligt sind und welche nicht – letztere werden dann unterdrückt. Die Verstärkung wird dann auf den aktiven Sprecher ausgerichtet.
  • Sturzerkennung: analog den Apple-Geräten können Hörgeräte wie Fitnesstrack-Uhren die Bewegungen des Hörgeräteträgers erkennen und damit bei abruptem Stoppen einen Sturz melden.
  • Übersetzungsfunktion!
  • Reduzierte Handlinggeräusche (beim durch-die Haare-Streichen, Brille aufsetzen)
  • Noch längere Akkulaufzeiten, bis zu 50 Std.
  • App-Bedienung
  • Anrufannahme durch Doppeltippen aufs Ohr/Hörgerät
  • Fernanpassung: Einstellung der Geräte durch den Akustiker ohne für Folge-Termine ins Hörakustik-Geschäft gehen zu müssen.

Einige Features sind nun schon lange Standard. Dazu gehören unter anderem automatische Störgeräuschunterdrückung, das automatische Verbinden der Geräte mit dem Handy – der Hörgeräteträger bekommt die Stimme des Anrufers direkt auf die Geräte gesendet (sog. Telefonspule, funktioniert auch mit anderen bluetoothfähigen Geräten, zB zum Musikhören beim Sport), Wasserdichtigkeit nach IP68, Ladeschalen und vieles mehr! Das die Geräte auch immer kleiner werden (siehe nochmals das Mooresche Gesetz) brauche ich wohl nicht explizit erwähnen.

Und wie heisst es so schön, die Geräte sind immer nur so gut wie der Akustiker, der sie einstellt. Ich kann daher nur empfehlen, sich für die Versorgung Zeit zu nehmen und die Bedürfnisse ausgiebig mit dem Akustiker zu besprechen. Es gibt unendlich viele Einstellmöglichkeiten. Um diese optimal auszuschöpfen ist es sinnvoll die Hörgeräteversorgung bei nachgewiesener Schwerhörigkeit nicht ewig rauszuziehen… je jünger das Gehirn des Schwerhörigen, desto diffiziler und individueller kann die Programmierung der Geräte erfolgen, damit sich die Geräte optimal im Alltag nutzen lassen und der Hörkomfort maximal ist. Go for it!

Hinweis: die Informationen sind der Zeitschrift „Spektum Hören“ 6/2023 entnommen, vielen Dank an die Redakteure A. Facius und Prof. Tchorz.

Zweiter Hinweis: mir ist kein Gerät bekannt, was all die oben genannten Neuerungen vereint. Jeder Hersteller hat seinen eigenen Focus und Entwicklungsambitionen. Ich kann mir aber vorstellen, dass in der Zukunft die o.g. Entwicklungen in jeweils nur einem Gerät vereinbar sind.

HNO-Erkrankungen des alternden Menschen

Anlässlich des vergangenen Aktionstags im Oktober diesen Jahres „Tag der Sinne“ mit dem Schwerpunktthema „Altern mit allen Sinnen – wie kann dies gelingen?“ möchte ich über typische altersassoziierte Erkrankungen aus unserem HNO-Fachgebiet informieren. Im Laufe des Lebens durchläuft der menschliche Körper verschiedene Phasen, und mit dem Alter steigt auch das Risiko für bestimmte HNO-bezogene Gesundheitsprobleme. Im Folgenden befasse ich mich mit altersassoziierten Erkrankungen in der HNO-Heilkunde, ihren Ursachen, Symptome, Prävention und Behandlungsmöglichkeiten.Hierzu gehört nicht nur die weitläufig vorkommende Altersschwerhörigkeit, sondern viele andere Funktionsstörungen.

Schlafapnoe

Mit zunehmendem Alter schwindet Muskelmasse, damit lässt der muskuläre Tonus des Rachengewebes nach und folgt der Schwerkraft. Leider zeigt häufig auch die Gewichtskurve nach oben, da sich altersbedingt der Stoffwechsel verlangsamt oder körperliche Aktivität zunehmend schwerfällt. Die Folge von erhöhtem Gewicht und zunehmender Erschlaffung des Gewebes kann ein enger und zum Kollaps neigender unterer Schlund sein, der nachts beim Atmen quasi in sich zusammenfällt und die Atemwege verschließt. In der Folge kommt es zu Atempausen, in deren Folge wiederum der Sauerstoffgehalt im Blut absinken kann – Schlafapnoe. Während bei Männern Schlafapnoe auch in jüngeren Jahren auftreten kann sind Frauen meist erst nach den Wechseljahren (Östrogen wirkt hier schützend) betroffen.

Solche schlafbezogenen Atmungsstörungen stellen einen Risikofaktor für das Herz-Kreislauferkrankungen wie Hypertonie, Arterienverkalkung, Herzinfarkt und Diabetes dar. Oft fällt den Patienten gar nicht auf, dass sie unter einer Schlafapnoe leiden. Während alternde Männer oft laut Schnarchen und hörbare Atempausen eingestreut sind, sind die Symptome bei Frauen oft diskreter und zeigen sich oftmals lediglich in Erschöpfung, Antriebsschwäche und Depression. Ein Mittagstief oder ein Nachmittagsnicker wird dann oft dem Alter an sich zugeschrieben. Eine Abklärung beim HNO-Arzt kann die Diagnose aufdecken (siehe auch unter Abklärung einer Schlafapnoe).

Je nach Ausprägung der Schlafapnoe kommen verschiedene Therapieoptionen in Frage: Gewichtsreduktion, sogenannte Unterkieferprotrusionsschienen, Überdruckbeatmung (CPAP-Therapie), Positionstherapie (bei Schlafapnoe, die zB nur in Rückenlage auftritt) sowie operativer Verfahren wie Zungengrundschrittmacher oder erweiternder Eingriffe im Mund-Rachenraum.

Altersschwerhörigkeit

Die Altersschwerhörigkeit, auch Presbyakusis, ist eine allmähliche und natürliche Beeinträchtigung des Hörvermögens, die mit zunehmendem Alter auftritt. In Deutschland ist sie eine der häufigsten chronischen Erkrankungen im Alter und betrifft etwa ein Drittel der Menschen über 65 Jahre. Menschen mit Presbyakusis erleben oft Schwierigkeiten beim Verstehen von Gesprächen in lauter Umgebung oder beim Hören von hohen Frequenzen.

Die Ursachen der Altersschwerhörigkeit sind vielfältig und umfassen sowohl genetische als auch umweltbedingte Faktoren. Die häufigste Ursache ist der natürliche Alterungsprozess, der zu einer Abnahme der Anzahl und Funktion der Haarzellen im Innenohr führt. Diese Zellen sind für die Umwandlung von Schallwellen in elektrische Signale verantwortlich, die das Gehirn als Geräusche interpretiert. Andere Faktoren, wie Lärmexposition, bestimmte Medikamente und Krankheiten wie Diabetes oder Bluthochdruck, können ebenfalls zur Entwicklung und Beschleunigung einer Altersschwerhörigkeit beitragen.

Leider bestehen bis heute keine spezifischen medikamentösen Therapieoptionen. Es bleibt lediglich die Versorgung mit Hörgeräten ab einem bestimmten Grad der Schwerhörigkeit. Wichtig ist hierbei den „richtigen“ Zeitpunkt der hörprothetischen Versorgung nicht zu verpassen. Denn je länger man in Stille lebt, desto schwerer fällt es dem Schwerhörigen sich an die neue Hörsituation zu gewöhnen. In vielen Fällen scheitert die erfolgreiche Versorgung mit Hörhilfen auch, da sich zentrale Hörbahnanteile, wenn sie lange nicht genutzt wurden, zurückziehen können (sogenannte Hörermüdung). Dies resultiert in schlechtem Sprachverständnis bei noch einigermaßen vorhandenem Hörvermögen. Eine schlichte Hochregelung der einzelnen Frequenzen führt dann nicht mehr zu einem besseren Verständnis. Dies lässt sich leider auch nicht mehr aufholen. Inzwischen ist vielfach belegt, dass eine nicht-versorgte Schwerhörigkeit (i.e. mit Hörgeräten) der häufigste vermeidbare Risikofaktor für die Entwicklung einer Demenz ist.

Die Prävention von altersassoziierten Hörproblemen umfasst den Schutz vor Lärmexposition, die Vermeidung von Ohrverletzungen und regelmäßige Hörtests. Wir empfehlen daher ein Hörscreening ab dem 60.-65. Lebensjahr für eine „Bestandsaufnahme“ und um Kontrolluntersuchungen in den Folgejahren entsprechend planen zu können.

Gleichgewichtsstörungen des alternden Menschen

Das Gleichgewicht ist ein lebenswichtiger Aspekt unserer körperlichen Funktionen, der es uns ermöglicht, aufrecht zu stehen und uns sicher zu bewegen. Mit zunehmendem Alter kann jedoch das Gleichgewichtsgefühl beeinträchtigt werden, was zu Stürzen und Verletzungen führen kann. Dabei kommen verschiedene Aspekte zusammen, welche zu einem oftmals ungerichteten Schwindelgefühl bzw. einer Gangunsicherheit führen können.
  • Verminderung der Muskelmasse und -kraft: mit dem Alter nimmt die Muskelmasse ab, was die Stabilität beeinträchtigen kann.
  • Vestibuläre Funktionsstörungen: sas Innenohr, das für die Wahrnehmung von Gleichgewicht verantwortlich ist, kann im Alter an Funktionsfähigkeit verlieren (z. B. bei der bilateralen Vestibulopathie)
  • Alterssschwerhörigkeit kann die akustische Raumwahrnehmung einschränken (z.B. Orientierung über Wiederhall, Ortung von Schallquellen)
  • Verlust der propriozeptiven Fähigkeiten: die Fähigkeit, die Position des eigenen Körpers im Raum wahrzunehmen, kann im Alter abnehmen.
  • Nachlassende Sehfähigkeit: die optische Kontrolle ist eine enorm wichtige Teilkomponente zur Gleichgewichtswahrnehmung.
  • Nebenwirkungen von Medikamenten: hier spielen insbesondere zentral wirksame Medikamente eine Rolle.
  • Chronische Erkrankungen: Diabetes, neurologische Erkrankungen (Parkinson, Polyneuropathie)
  • Flüssigkeitsmangel: alternde Menschen verfügen über ein geringer ausgeprägtes Durstempfinden. Hypovolämie kann über erniedrigten Blutdruck und damit verbundenen Kreislaufstörungen Gleichgewichtsstörungen verstärken.
Die Behandlung von Gleichgewichtsstörungen beim alternden Menschen erfordert eine ganzheitliche Herangehensweise.
  • Physiotherapeutische Übungsbehandlungen können die Muskulatur stärken und das Gleichgewicht verbessern (z.B. sogenannte Gangschule, Kräftigungsübungen)
  • Änderung der Medikamentenzusammensetzung, sofern möglich können gegebenenfalls bestimmte Medikamente um- oder abgesetzt werden.
  • Hör- und Sehtests: Probleme mit dem Hören oder Sehen können Gleichgewichtsstörungen verstärken. Regelmäßige Tests und die Verwendung von Hör- oder Sehhilfen können helfen.
  • Auf ausreichende Flüssigkeitsaufnahme achten.
  • Sturzprävention: Maßnahmen wie das Entfernen von Stolperfallen im Haus, das Anpassen von Fußbekleidung und das Erlernen von Techniken zum richtigen Stürzen können das Risiko von Verletzungen reduzieren.
  • Und last gut Not least kann eine gesunde Lebensweise mit Rauchverzicht und Alkohol in Maßen zur allgemeinen Vitalität beitragen.

Alterstropfnase / chronische senile Rhinitis

Die Nase spielt eine entscheidende Rolle in der Atmung und dem Geruchssinn. Mit zunehmendem Alter können verschiedene Nasenprobleme auftreten. Eine häufige altersassoziierte Erkrankung ist die Rhinitis senilis, die sogenannte Alterstropfnase. Die Nase läuft wässrig und unkontrolliert, klares Sekret bleibt häufig an der Nasenspitze hängen. Ursächlich ist eine altersbedingte Veränderung der Nasenschleimhaut und ein Nachlassen der Flimmerhärchentätigkeit. Darüber hinaus wird die Nasenschleimhaut mit zunehmendem Alter trockener, worauf der Körper wiederum mit einer vermehrten Sekretproduktion reagiert. Hinzu kommen anatomische Veränderung wie das Absinken der Nasenspitze, was das vermehrte Fließen nach vorne begünstigen. Therapeutisch kommen Nasensprays mit Ipratroprium oder hypertoner Kochsalzlösung in Frage, oftmals bleibt die chronische Nasensekretion aber davon unbeeindruckt. Eine kausale Behandlungsmethode gibt es leider nicht.

Riechstörungen im Alter

Der Geruchssinn spielt eine entscheidende Rolle in unserem täglichen Leben, indem er uns hilft, Nahrung zu erkennen, Gefahren wahrzunehmen und Erinnerungen zu wecken. Mit zunehmendem Alter lässt der Geruchssinn bei den meisten Menschen nach.

Die Ursachen für Riechstörungen im Alter sind vielfältig. Eine der häufigsten Ursachen ist die altersbedingte Riechminderung, auch als Presbyosmie bezeichnet. Bei dieser Form der Riechstörung nimmt die Anzahl der Riechrezeptoren in der Nasenschleimhaut ab. Im Alter häufig trockene Nasenschleimhäute können dies begünstigen, weil das Medium Nasensekret für die Geruchsmoleküle und die Fähigkeit an die Riechrezeptoren anzudocken, reduziert ist.

Die Auswirkungen von Riechstörungen im Alter können erheblich sein. Sie können zu vermindertem Appetit führen, da der Genuss von Speisen und Getränken durch den Verlust des Geschmacks- und Geruchserlebnisses eingeschränkt ist. Dies kann zu Mangelernährung und Gewichtsverlust führen. Darüber hinaus können Riechstörungen die Fähigkeit zur Wahrnehmung von Gefahren, wie beispielsweise verdorbener Nahrung, Brandgeruch oder Gase, beeinträchtigen.

Bestimmte neurologische Erkrankungen, wie das Parkinson-Syndrom, dementierte Syndrome (Alzheimer-Demenz), Chorea Huntington, Multisystematrophie und weitere sind typischerweise mit einem nachlassenen Geruchsempfinden (Hyposmie) oder einem kompletten Geruchsausfall (Anosmie) assoziiert. Insbesondere können Riechminderungen mitunter Jahre vor ersten Symptomen bei Parkinson und Alzheimer auftreten und bedürfen daher einer Abklärung.

Bei Presbyosmie, bei der spezifische Ursachen (s.o.) ausgeschlossen wurden, gibt es keine spezifische Heilung. Kommt es hierdurch zu Mangelernährung kann es jedoch hilfreich sein, Lebensmittel und Gewürze mit stärkerem Geschmack zu verwenden, um den Genuss von Mahlzeiten zu steigern. Wenn die Riechstörung auf eine zugrunde liegende Erkrankung oder Medikamente zurückzuführen ist, kann die Anpassung der Therapie eine Verbesserung des Geruchssinns bewirken.

Altersassoziierte Schluckstörungen

Das Schlucken ist ein komplexer Vorgang, der ein ein abgestimmtes Zusammenspiel von oropharyngealer Sensibilität, zeitgerechten Nervenimpulsen und muskulärer Aktivität erfordert. Im Alter können daher Schluckprobleme auftreten, die als Dysphagie bezeichnet werden. Dies kann zu Schwierigkeiten beim Essen und Trinken führen und das Risiko von Aspiration, bei dem Nahrung oder Flüssigkeiten in die Atemwege gelangen, erhöhen.

Bei altersbedingter Dysphagie sind gezielte logopädische Übungsbehandlungen sinnvoll undkönnen helfen, die Schluckfunktion zu verbessern. Darüber hinaus sollte auf kleine, aber dafür häufigere Mahlzeiten geachtet werden. Ein wichtiger Aspekt sind auch die langsame und bewusste Nahrungsaufnahme (kein Fernseher, Radio oder Lesen beim Essen), das nach Vorneneigen des Kopfes (verbessert die Abdichtung der Luftwege durch den Kehldecken) oder das Andicken von Speisen und Getränken.

Altersstimme / vox senilis

Der typische Stimmklang im Alter ist oft hauchig und heiser, mal heller, bei Frauen oft dunkler. Bei der Altersstimme ist die stimmliche Belastbarkeit reduziert und es fehlt an Lautstärke-Power. Diese Symptome sind auf eine altersbedingte Stimmbandatrophie zurückzuführen – die Stimmbänder sind schlaff, zu schlank und berühren sich bei der Stimmgebung langstreckig nicht in der Mitte. Die Stimmbandschichten bestehen aus unter anderem aus Kollagen und Elastin. Diese Proteinfasern involutieren mit zunehmendem Alter, d.h. sie nehmen ab. Darüber hinaus kommen altersbedingte Verkalkungen und Verknöcherungen im Bereich des Kehlkopfskelettes hinzu sowie neurodegenerative Komponenten. Sehr häufig beobachtet man die Altersstimme bei alleinstehenden Personen mit wenig Ansprache. Hier fehlt schlichtweg das stimmliche Training, was zu Muskelatrophie des Musculus vocalis führt (hypofunktionelle Dysphonie = Heiserkeit durch Minderfunktion).

Die Presbyphonie ist in der Regel nicht therapiebedüftig, dennoch ist sie abklärungbedüftig weil Heiserkeit und Stimmprobleme auch andere Ursachen haben können. Die Altersstimme ist immer eine Ausschlussdiagnose.

Bei Leidensdruck, zB weil die Teilhabe in Gesellschaft eingeschränkt ist, die Stimme schlecht belastbar ist und bei vermehrter Stimmanstrengung auch Halsschmerzen und Kloßgefühl resultieren können, ist ein Behandlungsbedarf gegeben. Hier hilft gezieltes Stimmtraining. Der Stimmtherapeut (Logopäde) gibt hier Anleitung zu optimaler und druckfreier Benutzung der Stimme; die Übungen müssen selbstverständlich in der Häuslichkeit weitergeführt werden, so dass der Patient im Alltag auch davon profitiert. In einigen hartnäckigen Fällen und bei explizitem Therapiewunsch kann auch eine medikamentöse Behandlung (sogenannte Augmentation, Unterspritzung mit Hyaluronsäure) oder Operation (Einsatz von Implantaten, Thyreoplastik) erforderlich sein.

Altersassoziierte Kopf-Hals-Tumore

Mit zunehmendem Alter steigt mit der Dauer der Exposition gegenüber Zigarettenrauch, beruflich bedingter Gase und Stäube oder bei chronischem Alkoholismus auch das Risiko für Kopf-Hals-Tumore, einschließlich Kehlkopf- und Mundhöhlentumoren. Diese Tumore können lebensbedrohlich sein und erfordern oft eine aggressive Behandlung wie Strahlentherapie oder Chirurgie.

Die Prävention von Kopf-Hals-Tumoren beinhaltet das Vermeiden von Tabakkonsum und übermäßigem Alkoholkonsum, regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen und eine gesunde Ernährung. Früherkennung und rechtzeitige Behandlung sind entscheidend für die Prognose.

Schlussbemerkungen

Altersassoziierte Erkrankungen in der HNO-Heilkunde sind ein wichtiger Gesichtspunkt der Gesundheitsversorgung im Alter. Durch Prävention, regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen und eine gesunde Lebensweise können viele dieser Probleme vermieden oder frühzeitig erkannt und oftmals, aber nicht immer erfolgreich behandelt werden. Es ist wichtig, dass Menschen im Alter ihre HNO-Gesundheit im Auge behalten, um ihre Lebensqualität zu erhalten und mögliche Komplikationen zu verhindern. Die enge Zusammenarbeit mit HNO-Ärzten und Fachleuten (wie Akustikern, Logopäden und anderen) ist entscheidend, um die bestmögliche Versorgung und Beratung zu erhalten.

 

 

Video – Schnarchen & Schlafapnoe

Schnarchen und Schlafapnoe lassen sich nicht immer leicht von einander trennen und unterscheiden. In diesem Video erkläre ich die wesentlichen Unterschiede und wie man messen kann, was genau vorliegt. Im Anschluss gehe ich auf therapeutische Optionen ein. Hierzu gehören operative Maßnahmen, die Schienentherapie (Unterkieferprotrusionsschiene), die Maskenbeatmung / Überdruckbeatmung (CPAP-Therapie) und der Zungenschrittmacher.

Links für weitere Informationen:

Link zum YouTube-Video

Link zur Homepage-Seite Schnarchen & Schlafapnoe zum Nachlesen

Link zu umfassenden Informationen für Patienten zur Schlaf-Apnoe

Gesund in den Herbst / Winter

Wie macht sich eine HNO-Ärztin für den schmuddeligen Herbst/Winter fit?
➡ Mit frisch gepressten Säften voller Vitamine und Mineralstoffen. Je bunter, desto besser. Grüne Säfte aus Brennnessel, Grünkohl, Sellerie und Co werden mit Zitrone und Ingwer aufgepeppt, meine Kinder mögen’s eher tropisch, daher kamen Mango, Ananas, Äpfel und Orangen in die Saftpresse.
Gerade habe ich sechs Tage Saftkur (Detox Juice Cleanse) hinter mir und kann es nur empfehlen! Energiegeladen, voller Tatendrang und wunderbar geschlafen. Das Saftfasten verändert auch das Mindset… der Schreibtisch ist endlich wieder aufgeräumt, liegengebliebene Fachliteratur durchgearbeitet, das Kinderwartezimmer umgestylt. Die Vitamin- und Mineralstoffspeicher sind wieder voll. Die Erkältungssaison kann kommen…

Wie läuft so eine Saftkur ab?

Zuerst muss man sich für die Dauer entscheiden… ich fand für mich sechs Tage perfekt und ich habe an einem Donnerstag angefangen. Hilfreich, damit kein Hunger aufkommt, ist am Tag vor den Saftstart bereits etwas leichter zu essen und abends eine Darmreinigung durchzuführen (i.e. Abführen, den Darm entleeren). Dies ist keine zwingende Notwendigkeit, jedoch kommt dann tatsächlich kaum Hunger auf, denn ein voller Darm meldet durch Dehnungsrezeptoren Hungersignale, was ein leerer Darm nicht tut. Letztlich tut man sich damit leichter.

In den kommenden Tagen habe ich ab ca. neun Uhr alle zwei Stunden einen Saft von 400-500 ml getrunken, insgesamt 6 Säfte. So kommt wirklich kein Hunger auf. Dazu kam mein Kaffee am morgen (der muss sein!) und am Vormittag meine Kanne Kräuter/Früchtetee, die ich ohnehin immer während der Sprechstunde trinke. Die Säfte sehen toll aus, je bunter, desto besser, denn auch das Auge freut sich daran.

Inspiriert wurde ich durch verschiedene Saftanbieter im Internet; ich entschied mich die ersten drei Tage von dem von mir ausgewählten Anbieter beliefern zu lassen, die weiteren drei Tage presste ich dann selbst. Die „Bestell-Säfte“ kommen in tollen Saft- und Gemüsezusammenstellungen, an denen ich mich auch im Verlauf orientiert habe. Dunkelgrüner, hellgrüner, gelber, roter und orangener Saft sowie am Abend als quasi letztem Saft eine Nussmilch mit Zimt. Tatsächlich habe ich mich beim Selbstpressen an die Farben gehalten, weil sonst bei einer Freestyle-Zusammenstellung kompostfarbene Gebräue herauskommen, die man weder sehen noch trinken mag. Unten führe ich ein paar Kombinationen auf, die mir geschmeckt haben.

Es ist empfehlenswert, die Säfte auf einen Schlag herzustellen (habe ich am Wochenende mit den Kindern zusammen gemacht) und sie dann für jeweils drei Tage gekühlt aufzubrauchen. So sind sie noch frisch genug, aber der Schnippel-, Aufräum- und Abspülaufwand hält sich so in Grenzen. Die recyclebaren Flaschen der Bestellsäfte habe ich aufgehoben, gereingt und dann mit den eigenen Säften befüllt. Und wenn man schon dabei ist – lecker-scharfe Immunshots aus Ingwer, Kurcuma und Orange aus einem Stamperl.

Auf dem Markt gibt es eine riesige Auswahl an Herstellern und ich habe lange gestöbert, bis ich den für mich richtigen Saftproduzenten hatte. Mir war es wichtig, dass die Säfte weder hitze- noch druckbehandelt sind, was aber voraussetzt, dass sie umgehend nach der Anlieferung gekühlt werden können/müssen und direkt mit dem Verzehr begonnen werden sollte. Daher bedarf es etwas Planung. Für den Einstieg war es gut, schon alleine um zu wissen, ob so eine Saftkur überhaupt zu mir passt, langfristig ist es organisatorisch viel einfacher selbst zu pressen.

Fazit: etwas Durchhaltevermögen braucht es schon, gerade mit Kindern, wenn der Rest der Familie “normal“ essen möchte. Man wird jedoch mit perfektem Schlaf, viel Energie und körperlicher Leichtigkeit belohnt. Alte Klamotten ausmisten, den Schreibtisch aufräumen, liegengebliebene Fachliteratur durcharbeiten… was man gerne mal vor sich herschiebt – erledigt. Und es ging so einfach von der Hand. Es sind eben nicht nur die Vitamine und Mineralstoffe, es verändert auch etwas im Kopf, man isst auch hinterher gesünder und baut mehr Obst und Gemüse in den Tag ein, denn wer kommt schon auf fünf bis sieben Portionen? Daher habe ich beschlossen, öfter so ein paar Safttage einzuschieben um so gesund, fit und voller Energie durch den Winter zu kommen.

Wer keine Zeit zum Wildkräutersammeln und Saftpressen hat und trotzdem vitamingeboostert in den Herbst starten will – Vitamin C, Zink, Selen und B-Vitamine gibts auch als Vitamin-Infusion über die Vene… auch hier in unserer HNO-Praxis in Mögeldorf.

Saftrezepte

  • Dunkelgrün: Brennnessel, Grünkohl, Apfel, Kiwi, Zitrone/Limette, Ingwer
  • Hellgrün: Apfel, Gurke, Sellerie, Ananas, Limette, Minze
  • Orange: Orangen, Curcuma, Karotte, Apfel, Zitrone, Ingwer
  • rot: rote Bete, Apfel, Granatapfelkerne, Ingwer
  • gelb: Zitrone, Apfel, Ananas, Mango, Birne
  • Nussmilch: Hafermilch, Wasser, Ahornsirup, Zimt, Matchapulver, Vanillekonzentrat
  • Shot: 1 Stück Ingwer, 1 kleines Stück Kurkuma, 1 Orange – gibt zwei Shots

Frisch gepresst schmecken sie am Besten. Ingwer und Zitrusfrüchte passen zu allen Säften und bessern insbesondere den Geschmack von den Gemüsesäften, denn Grünkohl, Brennnessel und Sellerie schmecken solo tatsächlich nicht so sexy. Meinen Kindern konnte ich das Grünzeug nur in geringen Mengen mit tropischen Früchten untermogeln, aber es hat immerhin geklappt.

Letztlich kann man alles Obst und Gemüse wild zusammenstellen. Ich würde IMMER Zitrone dazu geben wegen der Verhinderung einer raschen Oxidation, das erhält die Farbe und das ist wie gesagt wichtig fürs Auge. Wichtig ist aber sich vor dem Verarbeiten über das jeweilige Obst bzw. Gemüse zu informieren, denn zB unreife Kartoffeln (würde ich persönlich nicht entsaften, machen aber manche) enthalten Solanin, was lebertoxisch wirkt und Magen-Darm-Beschwerden machen kann, rohe grüne Bohnen enthalten Phasin, was ebenfalls Magen-Darmbeschwerden verursacht und sogar rote Blutkörperchen verkleben kann, und Rhabarberblätter enthalten viel Oxalsäure, was Vergiftungserscheinungen und Zahnschäden verursachen kann (siehe auch: Wendt S, Lübbert C, Begemann K, Prasa D, Franke H: Poisoning by plants. Dtsch Arztebl Int 2022; 119: 317–24 sowie Kommentar vom Verfasser in Heft 37). Daher über den vermeintlichen Exoten vor dem Verarbeiten kurz nachlesen, denn Pflanzen enthalten zahlreiche Wirkstoffe, zu denen ich im Folgenden komme.

Hier einige Wirkungen ausgewählter Obst- und Gemüsesorten, sowie Wildkräuter, die ich verwendet habe

  • Rote Bete: blutdrucksenkend, reich an Antioxidantien (roter Farbstoff Betanin), reich an Folsäure, B-Vitaminen und Eisen. Erhöht die Leistungsfähigkeit von Sportlern (wegen der Nitrate). Wichtig: zusammen mit Vitamin C (Zitrone, Orange) zubereiten um die Nitritbildung (gesundheitsschädlich) zu verhindern.
  • Karotten: Betacarotin-reich (Vorstufe des Augenvitamin A), weitere Carotinoide (Lutein und Zeaxanthin) und sekundäre Pflanzenstoffe wie Anthocyane (krebsvorbeugend)
  • Gurke: reichlich Elektrolyte; antioxidativ, antimikrobiell, Blutfett- und Cholesterin-senkend
  • Apfel: “one apple a day keeps the doctor away…“, voller Flavonoide (u.a. Quercetin), Carotinoide, Polyphenole (Leber-protektiv, schützen vor oxidativem Stress), ballaststoffreich (Pektin), sollen Ablagerungen von Beta-Amyloid im Gehirn verhindern (Demenz-Vorbeugung, Tierversuch). Alte Apfelsorten vom Biomarkt/Bauern bevorzugen, nicht schälen.
  • Ingwer: über 400 Wirkstoffe, insbesondere die Scharfmacher wirken antioxidativ, schmerzlindernd, antiviral, antibakteriell und durchblutungsfördernd – bei Erkältungen ein Tausendsassa! Darüber wird ihm Wirkung gegen Krebs und Demenz zugeschrieben. Wichtig: mit Schale entsaften.
  • Kurkuma: Curcumin wirkt entzündungshemmend, antioxidativ, Blutverdünnend, cholesterinsenkend, diabetesregulierend und soll auch gegen Demenz, Depressionen und Arthrose helfen.
  • Brennnesseln: enthält drei mal soviel Eisen wie Spinat. Kaliumreich, entwässernd, positive Wirkung auf die Gallenwege und die Bauchspeicheldrüse. Wichtig: nur die Spitzen nehmen und nur Pflanzenteile, die noch nicht blühen/ geblüht haben.
  • Zitrone: Vitamin C! Verbessert die Eisenaufnahme, daher gute Kombination mit Roter Bete, Grünkohl und anderen Gemüsepartnern
  • Blattspinat / Babyspinat: reich an dem Carotinoid Lutein, dass bei allen chronisch-entzündlichen Erkrankungen hilft; Lutein wird beim Erhitzen zerstört, daher ist Spinat-Saft oder ein Smoothie mit Spinat so gesund!
  • Minze: Menthol wirkt schmerzlindernd, schleimlösend und entzündungshemmend.
  • Koriander: entzündungshemmend, entblähend, antibakteriell
  • Grünkohl: entzündungshemmend (Alpha-Linolensäure = Omega-3-Fettsäure), ballaststoffreich, Cholesterin senkend, viele Mineralstoffe (Calcium, Eisen), Vitamine (A, C, K), Antioxidantien (Flavonide und Carotinoide), Senfölglycoside (antibakteriell, krebsvorbeugend). Enthält weiterhin die Aminosäure, was zur Serotoninproduktion benötigt wird.
  • Kiwi: reich an Vitamin C, Antioxidantien und Carotinoiden (Lutein und Zeaxanthin), sowie Pektin (präbiotische Ballaststoffe)
  • Beeren: lila und blaue Beeren (Blaubeeren, Aronia-Beeren, schwarze Johannisbeeren, Acai-Beeren, Holunderbeeren) sind voll von Anthocyanen, starken Antioxidantien, die krebsvorbeugend, antientzündlich und bei Diabetes wirken.
  • Exotische Früchte wie Ananas, Mango, Maracuja: schmecken hervorragend und bringen Süsse in die Säfte. Allerdings sollte genau deswegen davon nicht zu viel verarbeitet werden. Während der Saftkur treiben Sie den Blutzuckerspiegel unnötig hoch – Heißhunger kann auftreten.

Literatur

Corona-Impfung, Allergie & Anaphylaxie

Ich wurde in den letzten Tagen des öfteren gefragt, ob man als Allergiepatient (z.B. Pollenallergie, Hausstaubmilbenallergie oder Tierhaarallergie) denn stärkere Bedenken bzgl. der Corona-Impfung haben müsse, da in den Medien ja über diverse allergische Zwischenfälle berichtet wurde.

Sorgen bereiten insbesondere anaphylaktische Reaktionen, wie sie in Großbritannien vorgekommen sind, das heißt schwerste und überschießende allergische Reaktionen des gesamten Organismus mit im schlimmsten Fall komplettem Herzkreislaufzusammenbruch.

Leider ist die Impfbereitschaft immer noch nicht sehr hoch, weshalb solche Ängste (immerhin sind ca. 20% der erwachsenen deutschen Bevölkerung von einer Allergie betroffen) nicht gerade zu großem Vertrauen in die Corona-Impfung führen, zumal es sich ja noch um einen neuen Impfstoff-Typ handelt. Aufklärung ist daher immens wichtig!

Gestern Vormittag bin ich bei der Lektüre des aktuellen Deutschen Ärzteblattes (DÄ Jg 118, Heft 1-2) vom 11. Januar 2021 auf einen Artikel gestoßen, der genau zu diesen Fragen Stellung nimmt. Ich möchte im Folgenden ein paar Informationen aus diesem Fachartikel für Sie aufarbeiten und ergänzen.

Wie häufig sind Allergien auf Medikamente und Impfstoffe?

Allergien auf Medikamente sind selten, die auf Impfstoffe noch seltener. Die in Großbritannien betroffenen Geimpften waren bekanntermaßen Allergiker mit Bereitschaft zur Anaphylaxie. Das bedeutet, dass bei diesen Impflingen überschießende Reaktionen bekannt waren, weshalb diese beiden Engländer auch immer ein Notfallset mit sich führten. Da die beiden als einer der ersten gegen das Coronavirus geimpft wurden ließ daher mutmaßen, dass Reaktionen auf die neuen Impfstoffe überhäufig vorkommen. Die allergologischen Fachgesellschaften konnten diesbezüglich jedoch Entwarnung geben (Klimek et al).

Die Häufigkeit allergischer Reaktionen bei Impfungen wird angegeben mit 1: 1 Millionen bis 30 zu 100:000, im Mittel 1 : 50.000. Die schwerste Form der Allergie, die Anaphylaxie, kommt nur bei 1 : 1 Millionen vor. Hierbei kommt es zu Reaktionen aufgrund Allergien gegen typischerweise Hühnereiweiß, Gelatine, Latex und weitere Hilfsstoffe.

Wie verhält es sich beim Corona-Impfstoff?

Der Coronaimpfstoff BNT162b2 (Biontech/Pfizer) enthält neben anderen den Hilfstoff Polyethylenglycol 2000 (PEG, Macrogol). PEG verbessert die Aufnahme des hochempfindlichen RNA-Impfstoff durch die Zellmembran in die Zelle. PEG kommt in zahlreichen Kosmetika, Medikamenten und Lebensmittel als Hilfsstoff vor. Es ist bekannt, dass auf diesen Hilfsstoff allergische Reaktionen vorkommen. Es wird aktuell vermutet, dass PEG als ursächlich für die schweren allergischen Reaktionen angesehen werden kann. Die Bestätigung dieser These steht jedoch noch aus, die Nachforschungen in UK laufen derzeit noch.

In der Zulassungsstudie für den Biontech-Impfstoff wurden explizit Teilnehmer ausgeschlossen, die eine schwere Reaktion im Zusammenhang mit einer Impfung in der Vorgeschichte hatten oder wissentlich mit schweren allergischen Reaktion auf einen der Inhaltsstoff des Impfstoff reagierten. Ohne diese ausgeschlossenen Teilnehmer traten allergische Nebenwirkungen bei 0,63% der Teilnehmer auf. Reaktionen traten häufiger nach der zweiten Impfung auf und waren bei Impflingen > 55 Jahren seltener.

Die Empfehlung der allergologischen Fachgesellschaften (AeDA, DGAKI, GPA) lautet daher:

  • Alle zu Impfenden müssen vorher über mögliche allergische Nebenwirkungen bei vergangenen Impfungen oder allgemeinen schweren allergischen Reaktionen (Anaphylaxien) befragt werden und darüber Auskunft geben.
  • Bei Verdachtsfällen, die bereits solche Reaktionen durchgemacht haben, müssen entsprechende allergologische Tests durchgeführt werden.
  • selbstverständlich müssen und sind die Impfteams auf die Behandlung von allergischen Nebenwirkungen vorbereitet und geschult.

Derartige Tests können z.B. Labortests sein, wie Bestimmung des IgE, Basophilen-Degranulationstest (BDT) auf PEG und das kreuzreagierende Polysorbat 80, ggf. Bestimmung der Tryptase als Marker für schwerwiegende anaphylaktische Reaktionen.

Was bedeutet dies für Pollen-, Hausstaub- oder Tierhaarallergiker?

Nach jetzigen Stand bedeutet eine alleinige Inhalationsallergie (Allergie gegen Allergene, die man einatmet wie Pollen, Hausstaubmilben, Tierhaare, Schimmelpilze) keinen Risikofaktor für die Entwicklung schwerer allergischer Nebenwirkungen bei der Corona-Impfung, sofern in der medizinischen Vorgeschichte keine Ereignisse wie allergischer Schock oder Reaktionen auf vorherige Schutzimpfungen vorgekommen sind. Inhalationsallergien führen nämlich in der Regel nicht zu anaphylaktischen Reaktionen. Dennoch sollten Sie, wenn Sie zur Impfung anstehen, dem impfenden Arzt von Ihrer Allergie berichten.

Müssen zum jetzigen Zeitpunkt noch alle Patienten mit entsprechender Vorgeschichte (Anaphylaxie (man geht von 1-3% der Gesamtbevölkerung aus), andere Impfreaktion) von der Coronaimpfung ausgeschlossen werden, könnte es sich im Verlauf noch ändern, wenn sich bestätigt, dass Polyethylenglycol (PEG) als DAS ALLERGEN fungiert, welches die allergischen Nebenwirkungen mit dem Biontech-Impfstoff vermittelt. Dies steht jedoch im Moment noch aus, es müssen weitere Daten gesammelt und die Aufarbeitung in Großbritannien abgewartet werden.

Aktueller Nachtrag: Stand 12.04.2021 besteht bei Inhalation – Allergikern (Pollenallergie, Heuschnupfen, Tierhaarallergie, Hausstaubmilbenallergie) nach wie vor keine begründete Besorgnis bzgl. der Corona-Impfung, siehe unten stehendes Flussschema vom Paul-Ehrlich-Institut. Dieses bezieht sich aktuell zwar nur auf die mRNA-Imnpfstoffe, es wird vermutet, dass es auf Vektorimpfstoffe ebenfalls ausgeweitet wird.

Aktueller Nachtrag: Stand 19.01.2022: sollte sich in der Labordiagnostik eine Sensibilisierung gegen einen der o.g. Stoffe nachweisen lassen, so kann ggf. ein anderer, als der geplante Impfstoff gewählt werden. Da neben den Typ-I-Reaktionen auch pseudoallergische Reaktionen vorkommen können (die sich der o.g. Diagnostik entziehen), kann das Ergebnis einer solchen Testung nur im Kontext (allergologische Vorgeschichte) gesehen werden. Eine allergologische Diagnostik im Vorfeld der Impfung wird daher nur bei begründetem Verdacht durchgeführt.


Disclaimer: die Informationen wurden nach bestem medizinischem Wissen und Gewissen zusammengetragen, die Autorin ist ständig bemüht, das Informationsangebot aktuell und richtig zu halten, kann hierfür jedoch keine Gewähr übernehmen. Stand der Informationen: Januar 2021


Quellen:

  • Bergmann HC et al: Current status of allergy prevalence in Germany. Position paper of the Environmental Medicine Commission of the Robert Koch Institute. Allergo J Int 2016;25:6–10
  • Klimek L, Novak N, Hamelmann E, et al.: Allergo Journal International 2020
  • Polack FP, Thomas SJ, Kitchin N, Absalon J, Gurtman A, Lockhart S, et al.: Safety and Efficacy of the BNT162b2 mRNA Covid-19 Vaccine. The New England journal of medicine. 2020
  • Wenande E, Garvey LH: Immediate-type hypersensitivity to polyethylene glycols: a review. Clinical and experimental allergy: journal of the British Society for Allergy and Clinical Immunology 2016; 46 (7): 907–22
  • Zylka-Menhorn V: COVID-19-Impfreaktionen in Großbritannien: Anaphylaxie in der Anamnese. Dtsch Arztebl 2021; 118(1-2): A-23-24
  • Zhou Z-H et al: Anti-PEG IgE in anaphylaxis associated with polyethylene glycol. The journal of allergy and clinical immunology In practice. 2020.

Meine persönlichen „Anti-Corona-Bonbons*“

Herbstferien@home, Zeit für Familie, Lesen, Garten, Kochen. Angeregt durch den unten abgebildeten Artikel in der aktuellen Medical Tribune Nr. 5 Pulmologie/Allergologie habe ich mich mit der Herstellung von Lutschbonbons gegen CoronaViren* (siehe Diclaimer unten) beschäftigt.

Lutschen gegen Erkältung Salbeibonbons Artikel

Der Artikel bezieht sich auf eine Veröffentlichung von Prof. Andreas Hensel und Kollegen aus Münster. Darin wird das antivirale Potential von Gerbstoffen und ätherischen Ölen erörtert. Influenza- und Coronaviren besitzen eine doppelte Lipidhülle, welche auf ätherische Öle und Gerbstoffe empfindlich reagiert, was zu einer gestörten Interaktion zwischen Virus und Wirtszelle führen könnte. Am Ende des Artikels schreiben sie:

„Warum also in Zeiten einer kaum beherrschbaren Virus-Pandemie nicht auch einmal unkonventionell etwas versuchen und testen? Warum nicht einfach Gerbstoff- oder Ätherischöl-haltige Lutschzubereitungen entwickeln oder entsprechende Gurgel- oder Spüllösungen probieren? Nicht als Arzneimittel – dafür benötigen wir behördliche Zulassungen, aber einfach als Lebensmittel? Ein Versuch wäre es wert! Die präklinischen Daten aus vielen In-vitro-Prüfungen geben durchaus eine rationale und wissenschaftliche Grundlage. Wir dürfen uns dadurch nicht in Sicherheit wiegen, aber probieren kann man sicher!“

Hensel A et al. Z Phytother 2020; 41:52-54

Gesagt, getan. Vor ein paar Tagen habe ich die letzten Salbeibestände im Garten abgeerntet. Während der Trocknungszeit der Kräuter ein bisschen im Internet nach Rezepten recherchiert und mich schließlich an den Herd gestellt. Herausgekommen sind köstliche zuckerfreie Salbei-Ingwer-Lorbeer-Bonbons, die neben ihrer antiviralen Wirkung auch unsere Zähne schützen! Denn Xylit wirkt antikariogen, regt den Speichelfluss an und ist daher in vielen Zahnpflegekaugummis enthalten.

Jetzt kann ich meine Bonbons während der Sprechstunde unter der Maske dauerlutschen ohne mich um meine Zähne zu sorgen und damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen 😋.

Hier das Rezept:

Man braucht für die Bonbons

  • 250 gr Xylit (Ersatzzucker, Birkenzucker, zahnschonend und antikariogen)
  • 6 EL getrockneter, pulverisierter Salbei und 1 Beutel Ingwertee
  • 6 Tropfen ätherische Öle (ich habe je hälftig Lorbeer- und Salbei-Öl verwendet).
  • eine kleine Pfanne, einen Hochleistungsmixer oder Thermomix, Haushaltssieb, Backpapier

Zubereitung

Einen Teelöffel Xylit sehr fein Mörsern oder im Thermomix oder Hochleistungsmixer feinst pulverisieren und beiseite stellen. Den Ingwertee und den Salbei ebenfalls zu feinstem Staub malen, am besten mehrfach durchsieben, dass die Stängelchen draussen bleiben. Dieser Schritt ist immens wichtig, sonst schmecken sie „sandig“. Xylit auf mittlerer Temperatur schmelzen, dann Kräuterpulver unterrühren. Mischung leicht abkühlen lassen. Derweil von dem pulverisierten Xylit ganz wenig auf das Backpapier geben und gleichmäßig verteilen. Jetzt die ätherischen Öle (gerne mehr nach Belieben bzgl. der Intensität) in die Xylitmischung geben, Vorsicht – wenn die Xylitmasse zu heiß ist, verdunsten die Öle sofort!! Zügig mit einem kleinen Löffel kleine Häufchen / Tropfen auf das Backpapier geben (siehe Foto). Trocknen und abkühlen lassen. Danach in dem übrigen Xylitpulver wälzen, damit sie nicht kleben. In luftdicht veschließbare Tüte geben.


*Disclaimer: die Autorin erklärt ausdrücklich, dass die Wirkung meiner Bonbons auf Corona-Viren selbstverständlich nicht nachgewiesen ist.

Schnelldiagnostik mit Corona-Antigen-Tests

Was sind Antigen-Tests?

Antigen-Schnellteste (sog. Lateral-Flow-Tests) sind eine gute Kompromisslösung bei einem Testwunsch für asymptomatische Menschen. Zu wissen, ob man symptomlos infiziert ist, kann von Bedeutung sein, wenn man z.B. die Oma besuchen und diese keinem Risiko aussetzen möchte oder wenn man einen negativen Test benötigt, um eine Reise anzutreten.

Das Ergebnis des Corona-Schnelltestes liegt innerhalb von 15 Minuten vor und es besteht eine hohe Sensitivität, wenngleich diese nicht so hoch ist wie beim PCR-Test (Labortest). Wichtig ist neben dem Zeitpunkt der Testung (siehe links) vor allem die richtige Abstrichnahme.

Um die Sensitivität möglichst hoch zu halten entnehme ich die Abstriche grundsätzlich aus dem Nasenrachen über die Nase (transnasal) und nicht aus dem Rachen. Das zwickt zwar ein wenig mehr, aber das Virus repliziert (vermehrt sich) im Nasenrachenraum am stärksten, weshalb hier die „Trefferquote“ am höchsten ist.

Bei symptomatischen Patienten, aber auch bei asymptomatischen Personen in einer Risikosituation (bei SARS-CoV-2-Ausbrüchen, nach 15 min-Kontakt zu einer infizierten Person oder bei Info durch die Corona-Warn-App) setzt das Bundesgesundheitsministerium wie gehabt auf PCR-Tests. Ansonsten werden Antigentests empfohlen.  

Denn um die Testkapazitäten der Labore (PCR-Test) durch eigentlich nicht indizierte Labor-Untersuchungen symptomloser Patienten zu überlasten, bieten sich diese Tests an. Die Kosten müssen jedoch privat getragen werden und werden von der gesetzlichen und privaten Krankenkasse nicht übernommen.

Bei einem unauffälligen Testergebnis erhalten Sie ein entsprechendes Attest ausgehändigt. Bei positivem Ergebnis wird ein weiterer Abstrich für den PCR-Test zur Bestätigung des Schnelltestergebnisses entnommen und an ein Fachlabor geschickt. Bis zum Vorliegen des Testergebnisses müssen Sie sich selbstverständlich in strikte Quarantäne begeben!

In unserer Praxis können Sie sich mittels Corona-Schnelltest (Antigen-Test) testen lassen. Wir bitten um vorherige telefonische Terminvereinbarung, da die Testung in Schutzausrüstung ausserhalb der normalen Sprechzeiten erfolgt.

Das Wichtigste in Kürze:

  • ein negatives Schnelltest-Ergebnis bedeutet keine 100%-Sicherheit – die AHA-L-Regeln müssen weiterhin eingehalten werden
  • ein positives Testergebnis muss mittels PCR-Test verifiziert werden
  • in unserer Praxis führen wir die Abstriche lege artis durch die Nase durch
  • Die Kosten für den Corona-Schnelltest müssen privat getragen werden

Update 26.01.2021: Inzwischen weiß man, dass die Sensitivität der aktuell verfügbaren Antigentests nicht der ursprünglich erwarteten liegt, nämlich vermutlich bei bestenfalls 60-70 %. Das bedeutet genau: von 10 PCR-positiven Patienten sind bis zu drei bis vier antigennegativ (zeigen also im Schnelltest ein negatives Ergebnis). Bei negativem Testergebnis kann man also bei Weitem nicht sicher sein.

Labordiagnostik beim Corona-Virus

Fast täglich erhalte ich Fragen / Anfragen zu möglicher Labordiagnostik wie z.B. dem Corona-Antikörper-Test. „Führen Sie die durch? Wie sehr kann man sich auf das Ergebnis verlassen? Wenn ich Antikörper habe, kann ich mich dann nochmal anstecken? Wie lange hält eine Immunität ggf. an? Führen Antikörper überhaupt zu einer Immunität?“.

In diesem Artikel möchte ich den derzeitigen Stand (20.09.2020) der Informationen zusammenfassen. Aber auch darauf hinweisen, dass sich die Informationen zu den Tests ständig ändern, ergänzen, aber auch revidiert werden. Ich bin HNO-Ärztin und nicht Labor-Ärztin bzw. Virologin und habe die Inhalte aus bestem Wissen und Gewissen zusammengetragen.

Nachtrag 20.10.2020: die Antikörpertests werden nicht mehr empfohlen. Nicht alle Patienten bilden nach durchgemachter Infektion Antikörper und bis zu einem Drittel der Patienten verlieren sie nach drei Monaten wieder. Die Aussagekraft ihrer Bestimmung ist daher stark eingeschränkt und bildet keinen Mehrwert.

Welche Labor-Tests gibt es?

  • PCR-Test (Antigen-Test, Labor): Direktnachweis des Virus über einen Abstrich aus dem Nasenrachen
  • Antigen-Schnell-Test: Nachweis von Virus-Antigenen nach 15 Minuten in der Praxis
  • Antikörper-Test: Nachweis zirkulierender Antikörper (spezifische humorale Immunabwehr)
  • Lymphozytentransformations-Test: Nachweis spezifischer zytotoxischer T-Zellen (spezifische zelluläre Immunabwehr)

Der PCR-Test durch die Abstrichentnahme sollte bekannt sein, in den Medien ist hier ja ausführlich berichtet worden. Daher möchte ich im Folgenden nur auf die beiden oben genannten Bluttests genauer eingehen, welche Parameter des immunologischen Gedächtnis abbilden.

Was sind Antikörper?

Antikörper (Immunglobuline Ig) bilden sich nach dem Kontakt des Immunsystems mit einem Krankheitserreger. Die Antikörperbildung ist Teil der Immunabwehr, man nennt sie humorale Abwehr. Die Antikörper werden von sog. aktivierten B-Zellen (Plasmazellen) produziert, sie sehen Y-förmig aus. Bei einem erneuten Kontakt binden sie den Erreger (Antigen-Antikörper-Komplex), was zu dessen Inaktivierung führt. Dies geschieht nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip. Somit entsteht u.a. Immunität. Man muss sich das so vorstellen, dass die zirkulierenden Antikörper die eindringenden Erreger quasi abfangen. Entweder werden sie direkt inaktiviert (neutralisiert) oder dieser Komplex markiert den Erreger – so können ihn zB Fresszellen erkennen und den Erreger abbauen. Darüber hinaus wird eine unspezifische Immunabwehr (sog. Komplementsystem) angeworfen. Meist hilft viel auch viel – viele Antikörper können auch viele Antigene abfangen. Daher bestimmt man nach Impfungen (bei denen auch Antikörper induziert werden) den Antikörper-Spiegel (sog. Antikörper-Titer) und kann dann entscheiden, ob man nochmal impfen muss; nämlich dann, wenn nämlich die Antikörperspiegel zu niedrig sind und somit eine ausreichende Immunität nicht mehr gegeben ist.

Unsere Abwehr fußt jedoch nicht alleine auf der oben beschriebenen humoralen Abwehr. Das zweite Abwehr-Standbein ist die zelluläre Abwehr. Hierunter versteht man die Inaktivierung von Krankheitserregern durch Zellen (T-Zellen, Fresszellen, NK-Zellen…) und nicht durch Antikörper. In unserem Körper laufen also mehrere Abwehrsysteme nebeneinander, welche letztlich zu einem Infektionsschutz führen. Da es in diesem Artikel vor allem um Antikörper geht, soll auf die zelluläre Immunität hier nicht weiter eingegangen werden.

Welche Antikörper gibt es und werden beim Corona-Test gemessen?

Man unterscheidet verschiedene Typen von Antikörpern (IgA, IgD, IgM, IgG, IgE). Für die Antikörperdiagnostik sind im wesentlichen IgM und IgG interessant, weshalb ich nun nur auf diese beiden Antikörper eingehen möchte:

  • IgM-Antikörper: werden in der Frühphase einer Infektion gebildet und zeigen die Reaktion des Körpers auf eine Erstinfektion an. Sie fallen relativ schnell wieder ab und sind daher nicht dauerhaft im Blut nachweisbar. Sie binden nicht so spezifisch an Antigene von Krankheitserregern, d.h. beim Auftreten von IgM-Antikörpern kommt es häufiger zu „falsch-positiven“(*1) Ergebnissen durch Kreuzreaktionen zu ähnlichen Antigenen (s.u., es passt quasi auch ein ähnlicher Schlüssel ins Schloss).
  • IgG-Antikörper bilden sich erst im Verlauf der Infektion (nach ca. 3 Wochen), bleiben aber deutlich länger im Blut nachweisbar. Wie lange das beim Corona-Virus sein wird, weiß im Moment keiner. Man geht von Monaten bis wenigen Jahren aus. Der Nachweis von IgG-Antikörpern zeigt eine durchgemachte Infektion oder Impfung an. Aus dem Blut gesundeter Covid-19-Patienten gewonnene Antikörper zur Behandlung von derzeit Erkrankten sind IgG-Antikörper.

Wichtig ist zu wissen, dass es bei milden Krankheitsverläufen zum einen zu einer verzögerten Antikörperbildung kommen kann (die obigen Kurven sind nach rechts verschoben), zum anderen die Absolutspiegel der Antikörper niedriger sein können, als bei starken Krankheitssymptomen. Dies muss bei der Interpretation der Antikörpertests berücksichtigt werden.

Welche Corona-Antikörper-Tests gibt es?

Es können prinzipiell zwei Testformen von einander unterschieden werden.

  • Labor-Test: der sog. ELISA-Test wir in einem Labor durchgeführt. Hierzu wird in der Praxis ca. 1 ml Blut aus der Vene abgenommen und eingeschickt. Wenige Tage später liegt das Ergebnis vor. Es handelt sich um einen qualitativen Test, das bedeutet, ob überhaupt Corona-Antikörper vom Typ IgA und IgG vorliegen, nicht, wie hoch der Titer der jeweiligen Antikörper ist (s.o. unter „Was sind Antikörper“).
  • Corona-Antikörper-Schnelltest: bei diesen, auch lateral-flow-Tests, wird nur ein Tröpfchen Blut benötigt, welches auf ein Plastik-Test-Kit aufgetragen wird. Über ein Vlies läuft das Antikörper-Antigen-Gemisch, bis Linien (positiver Antikörpernachweis) oder eben keine Linien (negatives Ergebnis) sichtbar sind. Er sieht ein bisschen aus wie ein Schwangerschaftstest (-> Antigen-Test) funktioniert aber anders. Das Ergebnis liegt ca. 15 min später vor.
© dpa/Geisler-Fotopress

Die Antikörper-Schnelltests wurden in den letzten Wochen auf den Markt gespült und viele der online verfügbaren Antikörper-Schnelltests werden lediglich von den Herstellern selbst zertifiziert. Nach dem Paul-Ehrlich-Institut ist daher nicht immer gesichert, dass die Schnelltests valide sind. Außerdem fehlen allgemein anerkannte Qualitätsstandards dafür. Ursächlich ist die Übergangsfrist einer EU-Verordnung, unter die solche Antikörper-Schnelltests fallen. Demzufolge können sich Hersteller bis zum Mai 2022 selbst zertifizieren. Erst danach müssen solche Tests von einer unabhängigen Stelle zertifiziert werden. Zudem gibt es laut Paul-Ehrlich-Institut Hersteller, die nachweislich Zertifikate fälschen.

So einfach und praktisch es also wäre, diese Schnelltests durchzuführen (sofort in der Praxis oder zu Hause, Tropfen Blut aus der Fingerbeere, Ergebnis nur wenige Minuten später), so unsicher und unzuverlässig ist deren Aussagekraft (noch). Vermutlich gibt es noch zu viele falsch-positive(*1) Ergebnisse. Die Labortests erscheinen in dieser Hinsicht aktuell zuverlässiger.

Das Hauptproblem der Schnelltests liegt meines Erachtens jedoch in der Tatsache, dass diese Tests auch von medizinischen Laien im Internet erworben und zu Hause durchgeführt werden können. Damit entfällt die ärztliche Interpretation des Testergebnisses. Aber genau hier liegt die Gefahr dieser Schnelltests…

Interpretation der Testergebnisse – welche Probleme gibt es bei Corona-Antikörper-Tests? Ist Ihre Durchführung überhaupt sinnvoll?

Das Labor, an welches wir unsere Blutproben senden, verwendet den Test, den auch die Charité verwendet und welcher für die Untersuchungen in Gangelt zur Anwendung kam. Je mehr Proben untersucht werden und je höher die Infektionsrate in Deutschland, desto zuverlässiger sind die Ergebnisse. Dies zur Güte des Tests, was jedoch nicht entscheidend ist. Denn die Ergebnisse müssen auch interpretiert werden. Hier kann es mehrere Fehlerquellen geben, auf die ich nun genauer eingehen möchte:

Fehlerquelle 1: Test wurde zum falschen Zeitpunkt durchgeführt

Antikörper werden erst eine gewisse Zeit nach der Infektion gebildet. Nimmt dann zu früh Blut ab, kann es sein, dass noch keine Antikörper gebildet werden. So kann es sein, dass der Test „falsch-negativ“(*2) ausfällt. Das bedeutet, dass der Patient erkrankt war, aber als nicht-infiziert detektiert wird, weil eben noch keine Antikörper nachweisbar waren.

Das bedeutet, dass die sog. Sensitivität(*3) des Tests für die IgG-Antikörper umso höher ist, je später nach Symptombeginn getestet wird. Sieben Tage nach Auftreten erster Symptome liegt die Wahrscheinlichkeit für Auftreten von IgG-Antikörpern nur bei 30%, vierzehn Tage nach ersten Symptomen aber schon bei 98%. Die frühen IgM-Antikörper sind 7 Tage nach Symptombeginn in 90% nachweisbar, da diese aber schnell wieder abfallen, sind sie nach 14 Tagen nur noch in 30-40% nachweisbar.

Fehlerquelle 2: Testergebnis ist nicht hinreichend spezifisch für SARS-CoV2

Wie bereits oben erwähnt, reagieren Antikörper, insbesondere IgM-Antikörper, nicht immer spezifisch auf einen bestimmten Erreger. Im Falle des Corona-Virus können auch zirkulierende Antikörper gegen harmlose Erkältungs-Coronaviren (Beta-Coronaviren) oder SARS-CoV1 in den Antikörper-Tests einen positiven Corona-Titer (SARS-CoV2) vortäuschen (sog. Kreuzreaktivität). Damit hätten wir einen falsch-positiven Befund, was bedeutet, dass man annimmt, eine Corona-Virus-Infektion durchgemacht zu haben, dabei beruht der Antikörper-Nachweis lediglich auf einen früheren Kontakt zu harmlosen Erkältungsviren.

Das Labor, mit dem wir zusammenarbeiten, hat seinen Elisa-Antikörper-Test validiert um diesen Fehler möglichst klein zu halten. Es wurden Quer-Testungen mit Blutproben von Patienten, die sicher Covid-19-erkrankt waren (also sicher SARS-CoV2-Antikörper hatten, sog. Positivkontrollen), und eingefrorenen Blutproben von vor einem Jahr (von Patienten, die sicher nicht Corona-erkrankt waren, weil es das Virus da in Deutschland hochwahrscheinlich noch nicht gab, sog. Negativkontrollen) durchgeführt. Die Spezifität dieses Labortestes liegt bei > 99% (s.u. Glossar).

Wir gehen in Deutschland aktuell nach wie vor nur von einer sehr geringen Durchseuchung von lediglich 1-4 % (abhängig von der Region) aus (RKI, Serologische Untersuchungen an Blutspendern). Unter Berücksichtigung dieser Daten liegt der positive prädiktive Wert allenfalls bei ca. 80 %. Das bedeutet, dass von 5 IgG-positiv getesteten Patienten nur 4 die Infektion wirklich durchgemacht haben. Um mehr Sicherheit bei der Interpretation zu haben sollte ein sog. Bestätigungstest oder LTT-SARS-CoV-2 durchgeführt werden. Siehe hierzu weiter unten.

Fehlerquelle 3: Ziehen falscher Rückschlüsse auf die Immunität

Vorhandensein von Antikörpern bedeutet nicht automatisch Immunität (Infektionsschutz) gegen das Corona-Virus. Obwohl das Vorhandensein von IgG-Antikörpern bei vielen Infektionskrankheiten in vielen Fällen eine Immunität markiert (wie z.B. bei Hepatitis-B oder Masern), vermutet man, dass das beim Corona-Virus nicht so ist. Es wäre daher fatal anzunehmen, dass der Nachweis von Antikörper eine Sicherheit vor einer Corona-Virus-Infektion darstellt! Im Moment scheint es, dass es (3-5) Monate nach der Infektion zu einem stetigen Abfall der IgG-Antikörper bis hin zur Normalisierung derselben kommt. Was die Immunität angeht bestehen somit mehrere Szenarien:

  • Infektion -> Abfallen der Antikörper -> keine bleibende Immunität
  • Infektion -> weiterhin nachweisbare IgG-AK -> Immunität wahrscheinlich, aber nicht sicher
  • Infektion-> Abfallen der Antikörper -> trotzdem Immunität (nämlich über T-Zellen).

Darüber hinaus vermutet man, das a-, oligo- bzw. monosymptomatische Covid-19-Patienten, d.h. Patienten mit fehlenden oder nur milden Symptomen, eine geringere Antikörperzahl generieren. Nach heutigem Wissen verlieren ca. 10% der symptomatischen Patienten und 40% der asymptomatischen Patienten ihre IgG-Antikörper. Nach jetzigem Stand der Informationen ist eine Aussage zur Immunität anhand der IgG-Antikörper somit nicht möglich.

Interessant ist also die sog. T-Zell-vermittelte Immunität. Denn man geht davon aus, dass eine T-Zelluäre Immunität (zytotoxische T-Zellen, CD8) mit einem starken Immunschutz über Jahre einhergeht.

Bestätigungsteste bzw. Test auf T-Zell-Immunität (LTT-SARS-CoV-2)

Wurden also SARS-CoV2-IgG-Antiköper nachgewiesen kann eine zweite Blutprobe abgenommen werden und an das Labor für den Bestätigungstest geschickt werden. Der von unserem Labor verwendete IgG-Bestätigungstest der Fa. Generic Assays weist in einem Ansatz drei Zielantigene nach: Antikörper gegen das Spike-Antigene S1-, S2- und das Nc-Protein. Für die Beurteilung, ob eine Infektion tatsächlich stattgefunden hat, ist die Gesamtbetrachtung eines „Antikörperprofils“ verlässlicher, weshalb der Bestätigungstest für diese Fragestellung aussagekräftiger ist. Nach bisherigem Kenntnisstand gilt ein positives IgG im ELISA dann als bestätigt, wenn 2 der Zielantigene positiv sind oder wenn ein isoliert hochgradig positives IgG gegen S1-Spike- Protein vorliegt.

Doch wie oben angeführt, sagen Antikörper noch nichts über die Immunität aus. Hierzu bietet sich zur Überprüfung der Immunität durch T-Zellen der LTT-SARS-CoV-2-Test an. Bei diesem sog. Lymphozytentransformations-Test werden Patientenzellen mit SARS-CoV-2-spezifischen Eiweißbestandteilen des S-Spike-Preoteins (N-terminales und C-terminales Ende) stimuliert. Je nach vorherigem Kontakt der Zelle mit dem Corona-Virus kommt es zu einer Reaktion. Dabei zeigt eine Reaktion auf den N-Term den spezifischen Kontakt an, d.h. die nachweisbare Reaktion zeigt den spezifischen Kontakt mit den SARS-CoV-2-Virus an. Dagegen ist die Reaktion mit dem C-terminalen Ende des Spike-Proteins (C-Term) unspezifischer und zeigt den Kontakt zu anderen Beta-Corona-Viren an. Bei der Validierung des Testes (am Labor) zeigten ca. 30% der Blutproben von nachweislich Nicht-Infizierten (keine Symptome, kein positiver PCR-Nachweis, keine IgG-Antikörper) eine positive Reaktion auf das C-Term. Das bedeutet, dass diese Patienten eine Infektion mit anderen Beta-Corona-Viren (Erkältungsviren) hatten, jedoch nicht mit SARS-CoV-2-Virus. Möglicherweise bietet diese Konstellation einen gewissen unspezifischen Schutz gegen SARS-CoV-2 im Sinne einer Teilimmunität aufgrund einer Kreuzreaktivität. Dies wäre eine Erklärung, warum manche Patienten nur leicht erkranken oder symptomlos bleiben. Dies ist jedoch Gegenstand intensiver Forschung.

Fazit

Aufgrund der oben genannten Ausführungen verfahren wir in unserer Praxis folgendermaßen: aufgrund der noch sehr unsicheren Testergebnisse der Antikörper-Schnelltests führen wir auf Wunsch nur die Antikörper-Bestimmung mittels Elisa-Test durch, also den Labortest. Es müssen für den sicheren Nachweis von IgG-Antikörper mindestens drei Wochen nach Symptombeginn vergangen sein. Wir versenden die Blutprobe an ein entsprechend qualifiziertes Labor in Berlin. Wer es genauer wissen will läßt den LTT durchführen. Beide Tests werden nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Ich kläre grundsätzlich bereits vorher über die Problematik sämtlicher Labortests auf (siehe Fehlerquellen 1-3). Wichtig ist mir, dass sich gerade ältere und Risiko-Patienten nicht in falscher Sicherheit wägen und bei nachweisbaren IgG-Antikörpern einen sicheren Schutz vor Neuinfektion annehmen. Viele Patienten sind jedoch einfach interessiert, ob Ihre Beschwerden vor ein paar Wochen vielleicht doch durch den Corona-Virus verursacht wurden, weil zum Beispiel zum Zeitpunkt der Beschwerden in Ermangelung von Testkapazitäten keine PCR-Diagnostik (Nasenrachenabstrich auf lebendes SARS-CoV2) möglich war. Für genau diese Patienten kann der Antikörpertest sinnvoll sein. Nicht aber um sich „sicher“ zu fühlen, denn wie lange eine Immunität nach Infektion anhält ist nach wie vor nicht sicher geklärt.


*1 falsch-positiv fällt ein diagnostischer Test dann aus, wenn ein positives Testergebnis nachgewiesen wird, obwohl die untersuchte Person in Wirklichkeit nicht an der zu überprüfenden Erkrankung leidet / infiziert war

*2 falsch-negativ fällt ein diagnostischer Test dann aus, wenn ein negatives Testergebnis nachgewiesen wird, obwohl die untersuchte Person jedoch in Wirklichkeit an der zu überprüfenden Erkrankung leidet / infiziert war

*3 Sensitivität: sie gibt bei einem diagnostischen Testverfahren an, bei welchem Prozentsatz erkrankter Patienten die jeweilige Krankheit durch die Anwendung des Tests auch tatsächlich erkannt wird, d.h. ein positives Testresultat auftritt. 

*4 Spezifität: sie gibt bei einem diagn. Testverfahren die Wahrscheinlichkeit an, dass tatsächlich Gesunde, die nicht an der betreffenden Erkrankung leiden, im Test auch als gesund erkannt werden bzw. Kranke auch richtig als krank erkannt werden.


Literatur:

  • Severe acute respiratory syndrome coronavirus 2-specific antibody responses in Coronavirus disease 2019 patients. Okba NMA et al. Emerg Infect dis. 2020 Apr 8;26(7)
  • Antibody responses to SARS-CoV-2 in patients of novel coronavirus disease 2019. Juanjuan Zhao et al. Clin infect dis. 2020 Mar28;ciaa344
  • RKI, Serologische Untersuchungen von Blutspenden auf Antikörper gegen SARS-CoV-2 (SeBluCo-Studie), https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Projekte_RKI/SeBluCo_Zwischenbericht.html
  • SARS-CoV-2 antibody testing—questions to be asked. Özcürürmez M et al. on behalf of theCOVID-19 Task Force of the German Society for Clinical Chemistry and Laboratory Medicine (DGKL). JACI 2020 Jul 1;146; 35-43 https://www.jacionline.org/article/S0091-6749(20)30739-9/fulltext#%20
  • Will antibody tests for the coronavirus really change everything? Mallapaty S. Nature 580, 2020: 571-572.
  • Virus-specific memory CD8 T cells provide substantial protection from the lethal severe acute respiratory syndrom coronavirus infection. Channappanvar R et al. J virol 88, 11034-44

Mandelstein links

Mandelsteine / Tonsillolithen

Was sind eigentlich Mandelsteine?

Die erste Abwehrstation im Bereich der oberen Atemwege und des Magendarmtraktes sind die Gaumenmandeln. Um die Oberfläche für das Immunsystem möglichst groß zu halten sind die Mandeln gefaltet und haben tiefe Einziehungen (man kennt dieses Prinzip von den Fältelungen des Darmes). Hier können eingeatmete oder geschluckte körperfremde Stoffe (Antigene) dem Immunsytem optimal dargeboten werden, damit dieses sich mit eindringenden Erregern auseinandersetzen kann.

Panorama Röntgen Mandelsteine
Röntgenbild mit zahlreichen Mandelsteinen © Crameri et al, Swiss dental journal 2016

Tonsillensteine, medizinisch Tonsillolithen, sind weißliche Ablagerungen (auch Detritus genannt) in diesen spaltförmigen Einziehungen der Gaumenmandeln. Sie bestehen aus zum größten Teil aus abgeschilferten Zellen (oberflächliche Schleimhautzellen der Mandeln), eingedicktem Sekret und Abwehrzellen (Leukozyten). Dazu mischen sich Speiserestchen und Bakterien. Letztere haben die wichtige Aufgabe die abgestorbenen Zellen in den Krypten zu zersetzen.

Üblicherweise sondern die Vertiefungen diese Absonderungen durch Kau- und Schluckbewegungen von ganz alleine an die Oberfläche, wo sie unbemerkt mit der Nahrung geschluckt werden. Wenn der Transportmechanismus nach außen gestört ist, dann dickt der Detritus zunehmend ein. Je länger er in den Krypten verbleibt, desto härter und klumpiger wird die Absonderung, worauf der Begriff „Mandelstein“ zurückgeht.

Doch eigentlich ist der Begriff „Stein“ falsch gewählt. Denn man weiß inzwischen, dass es sich bei den weißen Gebilden um lebendige Biofilme handelt. Die Untersuchung derselben zeigt, dass sie zum Großteil aus Kalciumcarbonat (Kalk), Magnesium und weiterer Mineralien bestehen. Darauf befindet sich ein dünner Schleimfilm, in dem Populationen von Mikroorganismen organisiert vorliegen. Dies wird als Biofilm bezeichnet. Die Bakterienflora ist lebendig und die Mikroorganismen verstoffwechseln das Zellschuttmaterial. Die führt u.a. zur Bildung von Schwefelgasen, was den stinkigen Geruch mit erklärt.

Sie können isoliert oder an mehreren Stellen gleichzeitig auftreten. Meistens sind sie sehr klein, manchmal aber können sie eine beachtliche Größe (> 10 mm) erreichen.

großer Mandelsteine weißer Punkt Mandel
tonsillolith links

Warum sind manche Menschen stärker betroffen?

Man vermutet, dass der gestörte Transportmechanismus innerhalb der Mandelvertiefung vor allem durch die Größe der Mandeln bedingt ist. Wenn mehrere Entzündungen durchgemacht wurden, sind die Mandeln darüber hinaus meist vernarbter. Je größer die Mandel ist, desto tiefer die Krypten, je häufiger sie entzündet waren, desto erschwerter ist die natürliche Drainage. Dementsprechend länger und verschlungener ist „der Weg nach draussen“, was die Entstehung von Mandelsteinen hinreichend erklären kann. Dies ist der Grund, warum Kinder seltener von diesen betroffen sind als Erwachsene mit einer ggf. langen Vorgeschichte an Mandelentzündungen.

Oft sind die Mandeln nach einer Entzündung noch längere Zeit geschwollen. Daher werden die kleinen weißen Stellen oft nach einer abgelaufenen Entzündung („Mandelentzündung ohne Halsschmerzen“) zum ersten mal entdeckt. Viele Patienten vermuten dann eine erneute eitrige Mandelentzündung oder einen Rückfall mit entzündlichen Belägen, die behandelt werden muss. Damit stellt sich die folgende Frage:

Sind Mandelsteine gefährlich?

Wie bereits erwähnt haben alle Menschen Tonsillenabsonderungen, nur nicht bei jedem dicken sie sichtbar ein und gelangen an die Mandeloberfläche, wo sie dann als „Steinchen“ sichtbar werden. Meist bestehen auch keine Beschwerden. Die Frage ist nun: müssen diese Absonderungen behandelt werden, sind sie gefährlich für die Gesundheit, gehen von ihnen Entzündungen aus?

Nein! Mandelsteine führen weder zu akuten oder chronischen Entzündungen, noch muss man spezifisch therapieren. Denn die Bildung dieser Absonderungen ist absolut harmlos und ist Teil der physiologischen Keimabwehr im Bereich des Rachens.

Welche Symptome verursachen Mandelsteine?

Wie erwähnt sind Mandelsteine per se nicht krankmachend. Die Absonderungen aus der Tiefe der Krypten sind jedoch ein Konglomerat von Zellschutt, winzigen Essensresten und dem o.g. Bakterien-Biofilm. Daher riechen sie aufgrund der Gasbildung durch die Mikroorganismen meist nicht sehr angenehm (Schwefelgase stinken!) und können Mundgeruch (medizinisch: Halitosis) verursachen.

riesiger Tonsillenstein
© Alfayez A et al. Saudi Med J 2018

Betroffene Patienten berichten oft von einem Fremdkörpergefühl, einer geschwollenen Mandel oder auch lokalen Entzündungen im Bereich der Mandel, die auf Antibiotika nicht ansprechen. In vielen Fällen sind die Beschwerden einseitig. Dies macht vielen Patienten oft große Sorgen, weshalb Sie uns konsultieren, um einen Tumor auszuschließen.

Welche Therapien gibt es?

Bei Symptomen ist es das Beste, die Tonsillolithen mechanisch zu entfernen. Das geschieht am besten unter vorsichtigem Druck mit dem Stiel eines Kaffeelöffels (alternativ der bloße Finger oder ein Wattestäbchen) auf den Bereich direkt neben dem Mandelsteinchen. Hierdurch schiebt sich dasselbe meist unkompliziert aus der Vertiefung der Mandel heraus und kann dann ausgespuckt oder geschluckt werden. Auch kann die vorsichtige Behandlung der Mandel bzw. der detritushaltigen Krypte mit einer Munddusche (niedrigste Einstellung) Erfolg versprechend sein – das Wasser spült die Absonderungen heraus, die Vibrationsmassage unterstützt die Drainage.

Für den Zweck der Selbstentfernung gibt es auf dem Markt auch spezielle Instrumente (Schlingen, Küretten), deren Investition man sich aber sparen kann. Sie bieten keinen wesentlichen Vorteil im Vergleich zu der oben genannten Methode.

Die Tonsillolithen könne bei vorhandener Abneigung zur Selbstreinigung (z.B. bei Würgereiz) auch vom HNO-Arzt ausgedrückt bzw. abgesaugt werden. Letzteres erfolgt mit einem Saugglas, welches über die Mandel gelegt wird (sog. Roedern). Ich persönlich halte nicht so viel von dieser Methode, da der erzeugte Unterdruck selbst zu lokalen Schwellungen führen kann, was wiederum kontraproduktiv wirkt.

Auch ist der HNO-Arzt gefragt, wenn ein größerer Tonsillolith in der Tiefe einer Krypte festsitzt und dort ein Fremdkörpergefühl verursacht. In diesen Fällen kann ein oberflächliches, vorsichtiges Einschneiden der Tonsillenkapsel diesen zu Tage fördern.

Allen Entfernungsmethoden ist gemeinsam, dass sie in den meisten Fällen nicht nachhaltig ist. Nach Tagen bis Wochen füllen sich die Vertiefungen bei entsprechender Veranlagung wieder und die Mandelsteine bilden sich neu. Daher muss man das Entfernungsprozedere ggf. häufiger durchführen. Wichtig ist, möglichst vorsichtig zu sein, um Verletzungen vorzubeugen!

Und – Mundgeruch entsteht nicht nur durch die Tonsillensteine. Meistens besteht zusätzlich ein ausgeprägter Zungenbelag, der mit entfernt werden sollte. Dies geschieht am Besten mit einem Zungenschaber aus Metall oder Kunststoff.

Helfen Antibiotika gegen die Mandelsteine?

Wie oben bereits beschrieben bestehen die Tonsillolithen aus einem Biofilm. Diese Struktur aus spezialisierten Kolonien von zusammenhängenden Mikroorganismen ist durch die Schleimschicht weitgehend geschützt. Man muss sich das vorstellen, als wenn die Bakterien sich eine Festung bauen. Zwar sind die Bakterien per se schon empfindlich auf die Antibiotika, aber gegen die verschanzten Mikorben sind sie unwirksam. Dies erklärt, warum Antibiotika bei der Behandlung von Mandelsteinen nicht helfen und auch desinfizierende Lösungen keine dauerhafte Besserung der Steinbildung leisten können.

Leider kommt es wegen Mandelsteinen als vermeintlicher eitriger Entzündung oft zu unnötigen, falschen Antibiotikaverschreibungen…

Gibt es eine dauerhafte Therapie?

Aufgrund der Tatsache, das jeder Mensch, der seine Mandeln noch besitzt, auch Krypten und damit auch Mandelsteine hat, kann eine definitive und dauerhafte Therapie nur in einer kompletten operativen Entfernung der Mandeln bestehen.

Die Mandelentfernung (Tonsillektomie) ist jedoch ein Eingriff, der einen einwöchigen Krankenhausaufenthalt bedingt und zu schwerwiegenden Komplikationen (Nachblutungen, selten sogar mit Todesfolge) führen kann. Die Indikation zu einem solchen Eingriff ist daher sehr streng zu stellen. Aus medizinischer Sicht besteht kein Grund aufgrund von harmlosen Mandelsteinchen eine Mandelentfernung durchzuführen. Manchmal jedoch ist der Leidensdruck derartig groß, dass dies die einzige Maßnahme sein kann.

Um die Entfernung des Mandelgewebes für diese Indikation möglichst schmerz- und risikoarm durchzuführen wird immer häufiger die sog. intrakapsuläre Tonsillektomie oder die Mandelteilentfernung durch Radiofrequenzstrom (RF-Tonsillotomie) durchgeführt. Dabei wird im Gegensatz zur konventionellen (extrakapsulären) Mandelentfernung ein Tonsillenrest stehen gelassen, der kryptenhaltige Großteil der Mandeln wird entfernt. Daher kann diese operative Therapieoption nur bei nicht oder nur wenig entzündeten Mandeln durchgeführt werden, da ansonsten Restgewebe, was sich wieder entzünden kann, im Rachen verbliebe.

Die gute Nachricht zum Schluss: in den meisten Fällen gibt sich die Problematik mit den Mandelsteinen wieder mit der Zeit. Ich empfehle daher die gelegentliche Entfernung größerer Ansammlungen, konsequente Mundhygiene (Zungenschaber, professionelle Zahnreinigung) und – Zuwarten!

Sicherheitsmaßnahmen während der Corona-Pandemie

Liebe Patienten,

Wir möchten sicherstellen, dass unsere Patienten (insbesondere ältere Patienten mit Vorerkrankungen) in unserer HNO-Praxis optimal geschützt sind. Darüber hinaus müssen wir verhindern, dass der Praxisbetrieb und damit die Patientenversorgung gefährdet werden.

Was wir für Ihre Sicherheit in der Praxis tun:

✅ optimiertes Terminmanagement für geringe Patienten-Überschneidungen und kaum Wartezeit in der Praxis – zeitliche Abstandsregel

✅ genügend räumlich getrennte Wartebereiche auf großzügigen 200 qm Praxisfläche – räumliche Abstandsregel

✅ separates Kinderwartezimmer

✅ separate Sprechzeit für Infekt-Patienten am Ende der Sprechstunde in separierten Räumlichkeiten

✅ häufiges Stoßlüften, im Sprechzimmer nach jedem Patient

✅ ständige Desinfektion von Kontaktflächen (viruzide Desinfektionsmittel nach der RKI-Viruzidie-Liste)

✅ reichliche Hände-Desinfektionsmöglichkeiten

✅ wöchentliche Reihentestungen des gesamten Praxis-Teams mittels Corona-Schnelltest

✅ Luftreiniger mit HEPA-Filter für reine Luft im Sprechzimmer

✅ Plexiglas-Schutzwand an der Anmeldung

✅ Hygiene-geschulte Mitarbeiterinnen

Wir bitten um Ihre Mithilfe beim Aufrechterhalten der Schutzmaßnahmen

✅ Bitte kommen Sie möglichst alleine, d.h. ohne Angehörige oder Geschwisterkinder zum Termin

✅ Pünktliches Erscheinen und rechtzeitiges Absagen ist für das Einhalten der zeitlichen Abstandsregel essentiell.

✅ Terminverschiebung um 14 Tage bei auftretenden Infektzeichen beim Termin

✅ Bitte kommen Sie keinesfalls ohne vorherige Terminvereinbarung in unsere Praxis und vermeiden Sie damit unnötige Menschenansammlungen

✅ Händedesinfektion nach dem Betreten der Praxis, nach Schneuzen/Nießen sowie dem Toilettengang – Spender stehen überall bereit.

✅ Maskengebot in der gesamten Praxis


Haben Sie den begründeten Verdacht auf eine Ansteckung mit SARS-CoV2?

Wir können Abstriche auf das Corona-Virus durchführen. Um das Praxisteam und andere Patienten nicht zu gefährden führen wir Abstriche nur nach der regulären Sprechzeit außerhalb der Praxisräume durch. Dazu ist es notwendig, dass Sie uns bei der telefonischen Terminvereinbarung Ihren Wunsch nach einem Corona-Abstrich mitteilen, so dass wir Ihnen einen entsprechenden Termin anbieten können. Als reine Privatpraxis können wir nicht über die Kassenärztliche Vereinigung bzw. das Bundesland Bayern (Bayerisches Testangebot) abrechnen. Sie erhalten eine Rechnung nach GOÄ, die Sie bei Ihrer privaten Krankenversicherung einreichen können. Ein Anspruch auf Erstattung besteht jedoch leider nicht, insbesondere bei asymptomatischen Patienten (z.B. vor einer geplanten Urlaubsreise).

Generelle Empfehlungen

  • Händehygiene – Wichtigkeit ist hinlänglich bekannt. Um Kinder für das Thema zu sensibilisieren empfehle ich die Sendung mit der Maus zum Thema Händewaschen
  • Nase, Mund und Augen möglichst nicht mit den Händen berühren
  • Nasendusche – Erkältungs-Viren, auch SARS-CoV-2, vermehren sich zu Beginn vor allem in Nase und Nasenrachen. Hierzu gibt es jedoch keine Evidenz. Eine CoVid-19-Infektion kann die Nasendusche nicht verhindern, gepflegte Schleimhäute sind jedoch widerstandsfähiger gegen Erkältungskeime.
  • Pneumokokkenschutzimpfung (Spritze gegen bakterielle Lungenentzündung): Patienten > 70 Jahre und mit pulmologischen Vorerkrankungen sollten dann bevorzugt geimpft werden!
  • Grippeschutzimpfung

© Dr. Ines Weinzierl